Martin Debes über die Wahlresultate.

Thüringen hat gewählt. Die gute Nachricht: Es haben sich sehr viele Menschen beteiligt. Dies gilt auch für die Wahlen der Vertretungen in den Gemeinden, Städten und Kreisen.

Die schlechte Nachricht: Das Land wird im Europäischen Parlament von weniger Hiesigen vertreten. Dass selbst der CDU-Sitz bis in den späten Abend hinein gefährdet schien, repräsentiert das Debakel der Partei. Einziger Trost für sie: In den Kommunen dürfte sie stärkste Kraft bleiben. Doch hier verteilt sich die Macht zukünftig deutlich breiter. Auch Deutschland hat gewählt. Und auch hier sind deutlich mehr Menschen als 2014 zur Wahl gegangen. Sie haben den Parteien, die für die europäische Idee stehen, wieder zu einer klaren Mehrheit verholfen. Doch die tektonischen Verschiebungen sind gewaltig: Die Regierungsparteien Union und SPD stürzen ab, die Grünen triumphieren. Auch wegen ihnen dürfte es in der Bremer Bürgerschaft, die gestern ebenso gewählt wurde, für die erste rot-rot-grüne Koalition in Westdeutschland reichen.

Und die AfD? Dies war, insgesamt betrachtet, nicht ihr Abend. Der Hype scheint vorerst vorbei zu sein, die Partei bleibt unter dem Niveau der Bundestagswahl 2017. Und dies, obwohl die AfD als einzige größere Kraft einen Anti-EU-Wahlkampf führte, also ein klares Alleinstellungsmerkmal besaß. Gleichwohl konnte die AfD in Thüringen ihr hohes Bundestagswahlergebnis wieder einstellen - und dies offenbar auch auf Kosten der Linken.

Rechtspopulisten bleiben weit von einer Mehrheit entfernt

Zumal, es wurde ja in ganz Europa gewählt. Hier konnten die Rechtspopulisten gemeinsam stark hinzu gewinnen. Trotzdem bleiben sie weit von einer Mehrheit entfernt.

Das heißt: Die EU hat von den Wählerinnen und Wählern eine neue Chance bekommen.

Sie muss sie nutzen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Europäischen Parlament sitzen weniger Thüringer - AfD mit hohem Landesergebnis

So hat Ihr Nachbar gewählt - Interaktive Karte zur Europawahl 2019 in Thüringen

Liveticker zur Wahl: Herbe Verluste für CDU, SPD und Linke in Thüringen, AfD verdreifacht Ergebnis