Martin Debes zum Fall Tönnies und der Corona-Pandemie.

Für rund 640.000 Menschen ist gerade im Westen der Republik die Corona-Krise zurückgekehrt – und dies mit aller Macht. Zwei große Kreise gelten nun als Risikogebiete. Geschlossene Schulen, Gaststätten und Kinos, abgesagte Veranstaltungen, ein verschärftes Kontaktverbot: Der sogenannte Lockdown, er ist wieder da.

Nun ist zumindest in diesem Fall der Hauptschuldige recht schnell ausgemacht. Wenn sich allein in einem Unternehmen mehr als 1500 Menschen mit dem Virus infizieren, dann ist dies ein Skandal. Der Betrieb Tönnies steht damit endgültig und stellvertretend dafür, was falsch läuft in der deutschen Fleischindustrie, in der vielerorts die Produktion von Billigfleisch auf dem Prinzip Ausbeutung beruht.

Doch jenseits dieses strukturellen Problems zeigen die Vorgänge um Gütersloh das, was sich fast überall auf der Welt beobachten lässt: Diese Pandemie ist nicht vorbei. Solange kein Impfstoff gefunden, produziert und massenweise verabreicht ist, kann es keine Entwarnung geben.

Zuletzt schien es zwar, als bliebe zumindest in Deutschland die befürchtete zweite Welle aus. Schließlich werden in vielen Regionen – darunter auch in Thüringen – kaum noch neue Infektionen registriert. Aber das kann sich, wie die jüngste Entwicklung zeigt, sehr schnell wieder ändern.

Das Wichtigste ist es also, jetzt nicht nachzulassen. Auf der einen Seite müssen die Behörden bei lokalen Ausbrüchen sofort und konsequent handeln. Auf der anderen Seite aber sollten die Bürger, wir alle, die minimalen Schutzmaßnahmen – Abstandsgebot, Hygienevorkehrungen, Mund-Nasen-Schutz – wieder ernster nehmen.

Natürlich wirkt manches ziemlich lästig und bürokratisch. Zumal, trotz aller Studien vermag ja niemand zu sagen, welche Einschränkungen tatsächlich nützen und wie sich die Pandemie fortentwickelt. Aber wenn es darum geht, neben dem Leben von Menschen die wiedergewonnenen Freiheiten und die Grundlagen des gemeinsamen Wohlstands zu schützen, ist Vorsicht nicht zu viel verlangt.

Bisher nur wenige Corona-Tests in Thüringer Fleischbetrieben