Wolfgang Hirsch zur Heimkehr der Gothaer Gemälde.

Wenn heute um elf im Berliner Magnus-Haus die Pressekonferenz beginnt, stehen fünf Gothaer Altmeister-Gemälde nach 40 Jahren wieder im Licht der Öffentlichkeit. Schlagartig avancieren die Bilder von Holbein, Lievens, Brueghel, van Dyck und Hals, die 1979 in einer stürmischen Dezembernacht vom Friedenstein gestohlen wurden, zu Stars. Wer hätte geglaubt, dass wir sie wieder sähen?

Irgendwann am Wochenende wird ein Lkw mit allerköstlichster Fracht vorm Gothaer Herzoglichen Museum halten... Dann steigt der Glückshormon-Pegel ins Unermessliche. Nicht nur bei den Gothaern, sondern bei allen Kunstfreunden dieser Welt. Es tritt eine kollektive Gefühlswallung ein, wie anno 1913, als die zwei Jahre zuvor gestohlene „Mona Lisa“ Leonardo da Vincis in den Pariser Louvre heimkehrte; erst damit wurde das Bild zur Ikone. Dieser Mona-Lisa-Effekt steht den fünf Gothaer Altmeistern allemal zu: Was man schmerzlich verloren und unverhofft wiedererlangt hat, gewinnt doppelt und dreifach an Wert.

Diese Bilder gehören uns allen und sie gehören ausgestellt. Und zwar möglichst sofort und mindestens für die nächsten vier Wochen. Am besten bei freiem Eintritt, um jedermann Teilhabe zu gewähren. Eine gläserne Spendenbox für ihre gewiss nötige Restaurierung würde ohnehin mehr eintragen als der Erlös an der Billettkasse. An kaum einem anderen Kunstwerk werden fortan die Gothaer, die Thüringer Herzen mehr hängen als an diesen fünf Ölgemälden.

Trotz dieses innerlichen Hurra-Gefühls nimmt der Verstand kühl zur Kenntnis, dass die Bilder auch 40 Jahre lang einer wissenschaftlichen Betrachtung entzogen waren. Nun kommen sie – kleiner Nebeneffekt – nach ausführlicher Hightech-Analyse mitsamt fünf Dossiers wieder nach Hause. Der van Dyck gilt als Werkstatt-Kopie, den Frans Hals schreibt man dem Umkreis des Malers zu. Könnte sein, dass sich in den nächsten Monaten daran etwas ändert.

Jetzt heißt aber erst mal die Devise: Lieber Kreuch, mach’ das Museum auf! Wir wollen jubeln!

Gothas geraubte Gemälde kehren nach 40 Jahren zurück