Elena Rauch über Corona und die Schule.

Schulen sind keine Virenschleudern, sie müssen geöffnet bleiben: Wie ein Mantra zog sich der Satz durch die ministeriellen Verlautbarungen der vergangenen Wochen, aber auch viele Eltern forderten das. Damit das geht, muss der Regelbetrieb eingeschränkt, die Stufe Gelb ausgerufen werden: Auch die Entgegnung von Lehrervertretern erlangte mittlerweile etwas Gebetsmühlenartiges.

Maskenpflicht, verlängerte Weihnachtsferien, Wechselmodell: Am Thema hakte man sich auch in den Kanzlerrunden fest. Das Thema Schule gehört zu den besonders emotionalen und streitbaren. Zu viele Menschen sind betroffen, zu viel steht nicht zuletzt nach den Lockdown-Erfahrungen des Frühjahrs auf dem Spiel. Vor allem: Eine Lösung, die alle berechtigten Einwände und Anliegen unter einen Hut bringt, gibt es nicht. Es gibt nur ein Abwägen mit einer Priorität: die Entwicklung der Kinder.

Die Weihnachtsferien werden nicht verlängert, trotzdem werden die Kontakte entzerrt, indem man nur die Älteren für eine gute Woche ins Homeschooling schickt. Die Jüngsten werden weiter betreut, das dürfte in so manchen Familien, wo das Konto von Urlaub und freien Tagen nach diesem Corona-Jahr leer ist, für einen Hauch von Erleichterung sorgen. Das klingt nach einem vernünftigen Kompromiss. Der größere Gestaltungsspielraum für Schulleitungen wird von Lehrervertretern begrüßt, doch am Ende wird er sich vor allem an den Realitäten in den oft ausgedünnten Lehrerzimmern beweisen müssen. Das mögliche Wechselmodell schafft die Chance, Ansteckungsrisiken zu minimieren, bindet aber mehr Kräfte, weil auch der Fernunterricht organisiert werden muss.

Fraglich ist das Hochstufen der Inzidenzgrenze auf 200. Die Macht des Faktischen schlägt momentan den Expertenrat. Das ist einer der großen Widersprüche in den Regelungen. Während es auf der anderen Seite Stimmen gibt, denen die Einschränkungen der neuen Bestimmungen im Schulbetrieb zu weit gehen. Wir werden weiterhin immer wieder neu tarieren müssen, so lange die Pandemie anhält.