Martin Debes über die Ansprüche der Grünen

Die Koalition in Thüringen rühmt sich regelmäßig ihres ach so harmonischen Umgangs miteinander. Und im Vergleich dazu, was zuweilen in Berlin aufgeführt wird, stimmt das sogar.

Trotzdem gibt es immer mal wieder Krach, zuweilen wegen Befindlichkeiten, aber doch vor allem wegen Interessenskonflikten. So ist es auch beim Streit um die Tierwohlstrategie. Die Grünen betrachten die Massentierhaltung traditionell kritischer als die Linke, die sich immer noch ein bisschen als Arbeiter- und Bauernpartei sieht.

Das Dumme für die Grünen ist nur: Sie hatten sich bei der Regierungsbildung im Herbst 2014 verzockt. Sie verlangten zwei Ministerien, das Justiz- sowie das Umwelt- und Agrarressort. Die Linke sagte Ja, schnitt aber in einer späten Eiloperation die Bereiche Landwirtschaft und Forst aus dem für Anja Siegesmund vorgesehenen Ministerium und pappte es an das linke Infrastrukturressort von Birgit Keller.

Die Grünen protestierten, es flossen Tränen. Doch dies war der Preis, den sie für die Macht zahlen mussten. Bauern und Waldbesitzer, die bei Linke und SPD gegen die Grünen agitiert hatten, reagierten erleichtert.

Seitdem ist der Strukturkonflikt da. Ob es nun um den Urwald oder die Rinderställe geht: Zumeist streitet sich Siegesmund mit Keller herum, oder eben mit Sozialministerin Heike Werner, die für den Tierschutz verantwortlich ist.

Am Ende, das ist dieser Koalition zugutezuhalten, wurden immer Kompromisse gefunden. Doch die Grünen dürften etwas gelernt haben: Kernkompetenzen sind wichtiger als Posten. Falls sie nach der Wahl weiterregieren, werden sie sich nicht noch einmal den Wald und die Tiere wegnehmen lassen.

Und: Falls die Umfragen nicht trügen, werden ihnen die künftigen Partner diese Forderung kaum abschlagen können.

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