Elena Rauch über fehlende Plätze in der Kurzzeitpflege.

Ein Sturz, eine Krankheit: Es kann schnell passieren, dass ein alter Mensch, der ohne pflegende Hilfe allein zurechtkam, es plötzlich nicht mehr kann. Das ist ein harter Lebenseinschnitt, auch für die Angehörigen. Denn der größte Pflegedienst im Land ist die Familie. Ein zutiefst menschlicher Dienst an Eltern oder Großeltern, in Thüringen leisten ihn Zehntausende. Nicht, weil sie müssen, sondern weil sie es so wollen.

Dass ihre Situation inzwischen auch gesellschaftlich debattiert wird, ist wichtig. „Wir sind für die Umwelt unsichtbar geworden“: Wer sich mit pflegenden Angehörigen über ihren Alltag unterhält, hört diesen Satz häufig. Zu den Hilfen gehören aber auch konkrete Strukturen, die Kurzzeitpflege ist oft ein wunder Punkt dabei. Jede Familie, die sich auf der Suche nach einem Platz schon vergeblich von Heim zu Heim telefoniert hat, weiß, welche Ratlosigkeit das stiftet. Nicht nur, weil die Kurzzeitpflege häufig eine dringend notwendige Überbrückung für die Zeit ist, in der pflegende Angehörige ihren Alltag neu ordnen müssen. Es geht vor allem um die Zeit danach.

Wer Angehörige zu Hause pflegt, führt oft jahrelang ein Leben im Ausnahmezustand. Und geht dabei schnell auch über eigene Grenzen. Laut einer Studie sind die pflegenden Verwandten in Thüringen im Durchschnitt 59 Jahre alt, überwiegend sind es Frauen.

Manchmal wirft eine Krankheit die Pflegenden selbst aus der Bahn, oder sie brauchen eine Auszeit oder einfach einen Urlaub, um wieder Kraft zu tanken. Die Gewissheit, für diese Zeit einen Pflegeplatz zu finden, würde Familien nicht nur entlasten, sondern ihnen auch eine Sicherheit geben.

Natürlich ist in Zeiten von Personalmangel der Ruf nach einem gesetzlichen Anspruch sportlich. Auch ohne Kurzzeitplätze vorzuhalten, haben Pflegeheime Probleme, ihre Dienstpläne zu erstellen. Das wird eine grundhafte strukturelle Antwort brauchen, auch mit finanziellen Konsequenzen. Doch in der Dauerbaustelle „Pflege“ werden wir kaum umhinkommen, uns auch damit zu befassen.