Elena Rauch über die Arbeit im Ehrenamt.

Als vor vier Jahren die vielen Flüchtlinge kamen, haben die Helfer nicht nach staatlichen Strukturen gefragt. Sie haben sich sich stundenlang in Kleiderkammern gestellt, haben Deutschunterricht gegeben, sie zu Behörden begleitet. Das war gut und das war notwendig, weil es keine Strukturen gab, die das hätten bewältigen können. Inzwischen hat sich das in vielen Kommunen verstetigt: Flüchtlingshilfe ist sehr oft Ehrenamtsarbeit. Aber nicht nur dort übernehmen Freiwillige häufig Aufgaben, die eigentlich Kommunen erfüllen müssten. Ehrenamtliche, die in Bibliotheken aushelfen, damit der Betrieb am Laufen gehalten werden kann, Menschen, die Pflegeberatung anbieten, es gibt genügend Beispiele. Dazu kommt Arbeit, die man ein verstecktes Ehrenamt nennen kann. Wenn zum Beispiel Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern zu ihren eigentlichen Aufgaben freiwillig auch die mobile Beratung übernehmen, weil es sonst niemand tun würde. Natürlich gibt es gerade im sozialen und kulturellen Bereich viele Schnittstellen. Doch eigentlich ist das Ehrenamt ist nicht dazu da, Lücken zu füllen die kommunaler Sparzwang reißt.

Dass sich dennoch so viele Menschen finden, die freiwillig solche Aufgaben übernehmen, spricht für sie. Und es spricht dafür, dass wir ein solches Engagement immer mehr brauchen. Ganz praktisch, aber auch weil es die Atmosphäre unseres Zusammenlebens ausmacht. Um eine Gesellschaft wäre es schlecht bestellt, ohne Menschen die bereit sind für die Gemeinschaft etwas zu tun ohne nach einer Gegenleistung zu fragen. In Thüringen ist jeder Dritte ehrenamtlich engagiert.

Umso wichtiger ist es, ihnen die Arbeit zu erleichtern. Mit der Idee, das Ehrenamt in der Landesverfassung zu verankern, wird inzwischen parteiübergreifend sympathisiert. In der Konsequenz müssten dann aber auch konkrete Schritte folgen, sonst wäre es nicht mehr als Symbolpolitik.