Wolfgang Hirsch über die Zukunft der Residenzkultur.

Zugegeben, das Schlösser-Thema ist ziemlich komplex und kompliziert. Als unbedeutend darf man die Frage, wie wir un­sere historischen Liegenschaften flottkriegen, aber nicht ansehen. Dieses Erbe gibt Antworten darauf, wie wir wurden, wer wir sind. Unsere Schlösser und Gärten bilden eine Residenzkulturlandschaft, die in ihrer kleinteiligen Vielheit europaweit ihresgleichen sucht. Es sind un­sere Kronjuwelen.

Gemessen daran enttäuscht, was die rot-rot-grüne Landesregierung – federführend Staatskanzleiminister Benjamin Hoff – bisher zustande gebracht hat. Die 100-Millionen-Offerte des Bundes ist neun Monate alt, und bis heute liegt nicht mal eine Liste der Immobilien vor, die am Sonderprogramm teilhaben sollen. Mit anderen Worten: Der für Strukturfragen angeblich so begabte Soziologie-Professor Hoff hat buchstäblich seine Haus-Aufgaben nicht gemacht.

Noch schwieriger zu lösen, ist die Frage, auf welchem Wege die Museen und andere Einrichtungen, die in den Liegenschaften betrieben werden, in die neue Stiftung einzubinden wären. Einerseits sollen deren kommunale Träger von der Finanzierung zumindest teilweise entlastet, andererseits jedoch von ihrem Mitspracherecht nicht völlig entbunden werden. Carsten Schneider hat dazu im Interview mit unserer Zeitung einen Vorschlag gemacht. Hoff indes schweigt – wie ein verstockter Schüler.

Nun drängt die Zeit. Dennoch darf sich der Landtag keinesfalls auf eine hurtige Lösung einlassen. Hier muss vorerst ein Grundsatz-Votum genügen; die Details, zumal die eines Staatsvertrages, lassen sich mit der gebotenen Sorgfalt erst im nächsten Schuljahr – der neuen Legislaturperiode – lösen. Ob Hoff dafür eine zweite Chance erhält, entscheiden die Eigentümer und Erben dieser Residenzkultur: Wir Bürger.

Thüringen für Schlösser-Stiftung mit Sachsen-Anhalt