Bernd Jentsch über eine Pleite und ihre Auswirkungen.

Ein Tourismusriese auf der britischen Insel ist zahlungsunfähig, und weltweit bleiben Reisende auf Flughäfen, in Hotels oder schlicht daheim sitzen.

Zunächst einmal ist der Zusammenbruch von Thomas Cook in erster Linie ein Beweis dafür, dass schiere Größe allein in der Wirtschaftswelt keinen Vorteil bringt. Reiseveranstalter aus aller Herren Länder hatte der Konzern zuletzt unter seinem Dach vereint. Ironie des Schicksal – es war das deutsche Unternehmen Neckermann, das dereinst die britische Firma Thomas Cook erworben hatte. Jetzt reißt der Konzern mit Sitz in London die deutsche Traditionsmarke mit in den Abgrund.

Natürlich sind die Tausende Reisende zu bedauern, die ihren Urlaub nicht antreten können, obwohl er schon bezahlt war. Ohne Frage ist es unangenehm, im Ausland sitzen zu bleiben – doch die eigentlich Leidtragenden dieser neuerlichen Pleite im Reisesektor sind die unzähligen Mitarbeiter in den Firmenzentralen, den Reisebüros oder den angeschlossenen Fluggesellschaften, die von einem Tag auf den anderen ihren Arbeitsplatz verlieren.

Wie viele Thüringer vom finanziellen Zusammenbrauch eines derart großen Unternehmens der Tourismusbranche direkt oder indirekt betroffen sind, wird sich erst in einigen Tagen oder gar Wochen sicher absehen lassen.

Fest steht dagegen schon jetzt, dass auch der Flughafen in Erfurt erneut zu den Verlierern eines solchen Ereignisses in der Branche zählen wird. Lagen die Passagierzahlen am Verkehrsflughafen in der Thüringer Landeshauptstadt schon nach der Pleite der Berliner Fluggesellschaft Germania zuletzt weit unter den Vorjahresdaten, fallen sie jetzt noch einmal. Obwohl die Condor als betroffene Airline hier nicht agiert – Reisende, die Airlines stehen lassen, fehlen als Passagiere.