Martin Debes über Maßnahmen in Zeiten von Wahlen.

Mehr als sechs Prozent des Unterrichts an den staatlichen Schulen in Thüringen fällt ersatzlos aus. Mancherorts werden einige Fächer gar nicht erst angeboten. In den Regelschulen auf dem Land herrscht eine Art Dauerausnahmezustand.

Logisch also, dass das Thema Bildung auch diesen Landtagswahlkampf dominiert – und dass die CDU, die im Zweikampf zwischen Linksregierung und AfD zerrieben zu werden droht, voll darauf setzt.

Und tatsächlich gibt es vieles zu bemängeln. Die Bewerbungsverfahren für neue Lehrer dauern immer noch zu lange. Die Schulämter arbeiten zu bürokratisch. Die künftigen Referendare müssen monatelang auf ihren Dienstbeginn warten.

Das führte oft genug dazu, dass Absolventen und Bewerber, die dringend in Thüringen benötigt werden, nach Bayern oder Sachsen gehen. Und es trug dazu bei, dass längst nicht jede Stelle, die in den letzten fünf Jahren frei wurde, neu besetzt werden konnte – und dies bei steigenden Schülerzahlen.

Was aber auch stimmt: Es waren CDU-geführte Regierungen, die das Land in diese Situation steuerten. Und es war diese rot-rot-grüne Regierung, die so viele Lehrer einstellte wie keine vor ihr – und die nach dem Ministerwechsel vor zwei Jahren daran ging, die Probleme bei der Einstellung und der Verteilung der Lehrer zu reparieren.

Dennoch bleibt der Vorwurf, dass zu spät zu wenig getan wurde. Den Beleg dafür liefert ausgerechnet die Landesregierung selber mit ihrem Last-Minute-Beschluss, angehenden Lehrern einen flexibleren Einstieg in den Vorbereitungsdienst zu ermöglichen.

So richtig der Schritt ist – so verzögert kommt er. Und er steht unter dem dringenden Verdacht, dass damit vor allem eines der wenigen funktionierenden CDU-Wahlkampfthemen abgeräumt werden soll.

Thüringen will Einstellung von Lehrern vereinfachen