Elmar Otto über Dissonanzen beim Eindämmen von Corona.

Um Corona bekämpfen zu können, müssen die Menschen an einem Strang ziehen. Sie müssen sich einschränken, Kontakte minimieren, Reisen reduzieren.

Wie die in die Höhe schnellenden Infektionszahlen zeigen, hat das notwendige solidarische Verhalten nur mäßig funktioniert. Es gab auch immer wieder Menschen, die feierten und urlaubten, als wäre Covid-19 eine Erkältung, gegen die ein paar Pillen helfen. Dabei sollte nicht vergessen werden: Noch immer ist gegen das im schlimmsten Fall tödliche Virus kein wirksamer Impfstoff zugelassen.

Das sind die Rahmenbedingungen, wenn heute die Kanzlerin und die Länderchefs zusammenkommen, um über weitere Maßnahmen zu beraten. Dass Ministerpräsident Ramelow Merkel kritisiert und sich gegen eine „Kanzlerinkonferenz“ wehrt, in der von oben herab dekretiert wird, was in den Ländern zu geschehen hat, ist verständlich. Der Linke will sich die föderale Hoheit und die Mitbestimmung der Landtage nicht nehmen lassen und warnt vor einem erneuten Herunterfahren des gesellschaftlichen Lebens.

Gleichwohl scheint ein temporärer Lockdown unvermeidbar, um Infektionsketten zu unterbrechen. Zumindest für eine absehbare Zeit müssten dann Gaststätten, Kinos, Fitnessstudios und andere Einrichtungen, die nicht lebensnotwendig sind, schließen. Allerdings, und da bringt SPD-Landeschef Maier einen wichtigen Punkt ins Spiel: Den Betroffenen muss finanziell geholfen wird, um Insolvenzen, Jobverluste und am Ende den Kollaps der Wirtschaft zu verhindern.

Wie schwer es ist, eine einheitliche Linie zu finden, wird durch die unterschiedlichen Auffassungen im Thüringer Kabinett deutlich. Da hält es SPD-Wirtschaftsminister Tiefensee mit dem linken Regierungschef Ramelow. Innenminister Maier teilt mit Tiefensee zwar das Parteibuch, aber nicht die Meinung und kann sich zweiwöchige Einschränkungen vorstellen.

Leider führt diese Kakofonie vor allem dazu, Menschen zu verunsichern. Dabei wäre ein klarer Kompass in Krisenzeiten so wichtig.

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