Theresa Martus kommentiert zum Klimagipfel

Peinlicher hätte es kaum werden können. Zwei Wochen Verhandlungen, den Zeitrahmen überzogen um satte 40 Stunden – und alles, was am Ende der Klimakonferenz der Vereinten Nationen herauskommt, ist ein Minimalkompromiss.

Nur mit größter Mühe konnten sich die Delegierten auf eigentlich Selbstverständliches einigen. Dass die Staaten sich 2020 ehrgeizigere Klimaziele setzen müssen, ist nicht nur im Pariser Abkommen festgeschrieben. Es ist auch offensichtlich angesichts der Lücke zwischen dem, was versprochen ist, und dem, was notwendig ist.

Mit den aktuellen Zusagen zur Emissionsminderung steuert die Welt auf über drei Grad Erwärmung zu. Man kann davon ausgehen, dass auch die Regierungen in den USA, Australien, Brasilien und Saudi-Arabien die Berichte kennen.

Es ist ihnen nur offensichtlich egal. Die Botschaft, die von Ma-drid damit ausgeht, ist fatal. Den verwundbaren Ländern in der ganzen Welt sagt dieses Ergebnis: Unsere nationalen Interessen gehen vor – euer Überleben ist zweitrangig.

Und den Millionen, die auf die Straße gegangen sind in der Hoffnung, der Wissenschaft bei den Regierenden Gehör zu verschaffen, sagt dieser Abschluss: Auf uns könnt ihr euch nicht verlassen.

Das ist brandgefährlich. Wenn auf Konsens angelegte Systeme so krachend scheitern, dann laufen sie Gefahr, das Vertrauen gerade der vielen jungen Klimaaktivisten in die Demokratie grundlegend zu erschüttern.

Umso wichtiger war deshalb in dieser Woche ein anderes Signal, nicht aus Madrid, sondern aus Brüssel.

Noch hat es die EU mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2050 nicht geschafft, den Rest der Welt mitzureißen. Aber dass sich hier 28 Staaten trotz aller Konflikte geeinigt haben, zeigt, dass es möglich ist, ein Ziel über nationale Interessen zu stellen.

Die Konferenz in Madrid hat gezeigt, dass das keine Selbstverständlichkeit ist.