Hanno Müller über das Historiker-Netzwerk.

Was können Argumente, was kann Wissen ausrichten gegen dumpfen Populismus und völkische Ressentiments? Der Versuch der Thüringer Historiker von „HiWelt“, Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung nicht auf sich beruhen zu lassen, ehrt die Beteiligten. Leicht ist das Unterfangen nicht.

„Mit Rechten reden“ ist seit Längerem ein geflügeltes Wort. Soll man auf Provokationen reagieren und – wenn ja – wie? Was lässt man stehen, was nicht? Wie umgehen mit denen, die in mehr oder weniger verqueren Echoblasen agieren und für alles drumherum nur vulgäre Beschimpfungen übrig haben? Bei den Historikern ist das Thema bestens aufgehoben. Viele Thesen der Neu-Völkischen sind längst widerlegt oder durch die Geschichte ad absurdum geführt.

Da ist es gut, wenn die, die es besser wissen, aus ihrem Elfenbeinturm herauskommen und sich mit ihrer Expertise einmischen. Populismus ist auch und zuerst eine Vergewaltigung von Sprache. Begriffe wie „Volk“, „Nation“ oder „Identität“ werden ungeniert zur Ausgrenzung und Stigmatisierung missbraucht und so polemisch gegen ihren ursprünglichen Sinn gekehrt. Populisten sind Vereinfacher, das macht sie so verführerisch.

Etwas anderes als Populismus ist Popularität. Der von den HiWelt-Initiatoren geforderte kritische, wissende und sensible Umgang mit Sprache, Ideen, Begriffen und deren Bedeutung ist notwendig. Er muss aber den Spagat schaffen zwischen Wissenschaftlichkeit und Allgemeinverständlichkeit. Genau da hapert es oft, wenn Experten ihre Ergebnisse vortragen. Aufgabe von HiWelt wird sein, historische Wissenschaft alltagstauglich zu machen.

Gute Beispiele dafür gibt es. Etwa wenn die Gedenkstätte Topf & Söhne, die in Erfurt an die Ofenbauer des Holocaust erinnert, mit Ingenieuren über Technik und Verantwortung debattiert. Der Elan der vielen jungen HiWelt-Mitstreiter lässt hoffen, dass es auch hier öffentlich vernehmbar gelingt. Die Wahl des Erinnerungsortes Topf & Söhne für die Vorstellung des Netzwerkes war schon ein Zeichen.

Thüringer Historiker gründen Initiative gegen Populismus