Martin Debes über Windräder im Politikbetrieb.

Sie stehen beim Städtchen Gefell, im schönen Vogtland: Zwei Windräder, 207 Meter hoch, mit jeweils einer Leistung von drei Megawatt.

Das an sich ist noch nichts Besonderes. Im Dreiländereck von Thüringen, Sachsen und Bayern wurden Dutzende Windkraftanlagen gebaut, sie versorgen Zehntausende Haushalte mit Strom.

Doch die beiden Windräder bei Gefell sind ein Politikum: Sie stehen als einzige Thüringer Anlagen auf Waldflächen, auch wenn an dieser Stelle von dem Wald seit dem Orkan Kyrill wenig übrig ist.

Trotz dieser übersichtlichen Faktenlage wird in Erfurt über kaum etwas lieber gestritten als über „Windräder im Wald“. Der Grund: Schon für sich genommen triggern die beiden Worte Emotionen – und in ihrer Kombination erst recht.

Folgerichtig zogen CDU, AfD und FDP mit der Forderung in den Wahlkampf, den Windkraftausbau im Forst zu verbieten. Und ebenso folgerichtig hat jetzt die FDP einen entsprechenden Gesetzänderungsantrag im Landtag eingebracht.

Natürlich, es ist ein Schaufensterantrag, der ein Problem lösen soll, das so gut wie nicht existiert. Dennoch wirkt er politisch effektiv.

Wie schon beim CDU-Antrag zu den Kommunalfinanzen wird die rot-rot-grüne Koalition, die sich gerade als Minderheitsregierung neu sortiert, mit ihrem neuen Dilemma konfrontiert: Will sie verhindern, dass die AfD dem schwarz-gelben Oppositionsbündnis zur Mehrheit verhilft, muss sie mit ihm verhandeln – und im Zweifel nachgeben.

In der aktuelle Debatte ist das noch einigermaßen leicht. An ein paar Rotoren zwischen Bäumen wird die Energiewende nicht scheitern. Vielmehr war es, liebe Grüne, schon immer falsch, sich ausgerechnet im besonders waldromantisch gesinnten Thüringen bei diesem Thema zu verkämpfen.

Vielleicht also markiert dieser symbolische Streit den Beginn einer Arbeitsbeziehung zwischen Regierung und Opposition – einer Beziehung, die dringend nötig ist, damit in diesem Land nicht Stillstand herrscht. Ein guter Vorsatz für das neue Jahr wäre es allemal.

Windräder im Wald: Rot-Rot-Grün geht deutlich auf Opposition zu