Martin Debes über eine besonders knappe Wahl.

Der Aufstieg der AfD in Thüringen scheint sich etwas zu verlangsamen. Dies zumindest legt eine der zwei neuen repräsentativen Umfragen nahe.

Natürlich sollte man die Antworten nur als das nehmen, was sie sind: als Trend, zumal eine andere Umfrage kaum Veränderungen sieht. Ein reales Ergebnis gibt es erst am 27. Oktober.

Dennoch wächst die Hoffnung, dass sich einige potenzielle AfD-Wähler nach dem Terroranschlag von Halle vermehrt Fragen stellen. Ist es vertretbar, aus Protest, Frust oder Trotz eine Partei zu wählen, die Feindschaft gegenüber allem angeblich Fremden schürt? Und sollte man eine Partei stärken, die damit für ein gesellschaftliches Klima sorgt, in dem Menschen zu Schaden kommen und die Werte dieser Republik gleich mit?

Nein, die AfD ist nicht allein verantwortlich für die Polarisierung der Gesellschaft. Auch Studenten, die einen vormaligen Parteivorsitzenden aus dem Hörsaal verjagen, wo er gerade seine Vorlesung halten wollte, leisten ihren Anteil daran. Schlimmer noch: Sie erledigen das Geschäft derer, die sie bekämpfen wollen.

Dennoch ist es ein Unterschied, ob einige Aktivisten oder Politiker in den undifferenzierten Antifa-Kampf ziehen – oder ob eine ganze Partei, deren Konzept auf dem Prinzip „Aggression aus Angst“ beruht, eine dominante Kraft im Parlament wird und damit die Bildung einer arbeitsfähigen Regierung verhindert.

Aber ob dies einige Thüringer Wähler, die bisher für die AfD stimmen wollen, tatsächlich so betrachten, wird erst der 27. Oktober zeigen. Die Lust, es dem sogenannten Establishment richtig zu zeigen, koste es, was es wolle: Sie bleibt hoch.

Am Ende sind sich die Umfrageinstitute zumindest in einem einig: Falls es überhaupt noch irgendeine Mehrheit gibt, dann wird sie äußerst knapp sein.

Umfragen sehen weiter keine klaren Mehrheiten in Thüringen