Martin Debes zum Spitzenkandidaten der Thüringer CDU.

Er hatte andere Pläne. Die Familie in Jena, das Landtagsmandat in Erfurt, die Professur an einer kleinem Privathochschule in Berlin, dazu gelegentliche politische Inspektionen der USA: Damit wirkte Mario Voigt zufrieden.

Doch das war vor dem 5. Februar 2020. Die tektonischen Verschiebungen nach dem Beben von Erfurt beförderten Voigt zum Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion – und seit Dienstag zum designierten Spitzenkandidaten seiner Partei für die Neuwahl des Parlaments.

Landesparteichef Christian Hirte, dem traditionell die Aufgabe zugestanden hätte, verzichtete erwartungsgemäß. Er will Bundestagsabgeordneter in Berlin bleiben. Dass er sich auch deshalb zum Vorsitzenden wählen ließ, um seine schmähliche Demission als Ost-Beauftragter zu kompensieren: Mit diesem Verdacht muss er leben.

Voigt wiederum muss endgültig umschalten. Seine Halb-und-halb-Karriere als Abgeordneter und Wissenschaftler ist vorerst vorbei. Er dient jetzt wieder als Berufspolitiker, so wie einst, als ihn Christine Lieberknecht zum Generalsekretär der damals noch regierenden Landes-CDU machte.

Mit der Partei ist Voigt fest verwachsen. Während des Studiums war er Bundeschef des Rings Christlich-Demokratischer Studenten. Später führte er die Junge Union im Land; schon aus dieser Zeit rührt die Konkurrenz zu Mike Mohring, die man getrost als Feindschaft bezeichnen kann.

Auch deshalb ist die Spitzenkandidatur riskant. Mohring hat noch viele Anhänger an der Basis, aber auch im Vorstand, die Bundestagskandidatur soll nur der Anfang einer neuen Karriere sein.

Überhaupt kann Voigt als Spitzenkandidat nicht viel gewinnen, erst recht nicht das Ministerpräsidentenamt. Es wäre bereits ein ordentlicher Erfolg, falls die Union bei der Wahl vor der AfD läge.

Was aber für diesen Kandidaten spricht: Er hat die unmögliche Aufgabe, die einzige linksgeführte Minderheitsregierung zu stützen und gleichzeitig Opposition zu sein, bislang halbwegs gelöst. Wer weiß schon, was er noch so alles kann.

Voigt wird CDU-Spitzenkandidat