Kai Mudra über das Abschussverbot.

Das grüne Umweltministerium verklagen? Wenige Wochen vor der von Rot-Rot-Grün beabsichtigten Neuwahl des Landtags eine äußerst heikle Situation. Die drohende öffentliche Verhandlung und vielleicht im Wahlkampf eine Entscheidung, ob die Ohrdrufer Wölfin abgeschossen werden darf oder nicht, für Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) ein Ritt auf der Rasierklinge.

Stattdessen herrscht wieder Einvernehmen zwischen dem Ministerium sowie den Umweltverbänden Nabu und BUND. Denn die vom nachgeordneten Umweltamt erlassene Abschussgenehmigung für die Fähe in der Region Ohrdruf ist vorerst wieder vom Tisch. Die Verhältnismäßigkeit sei nicht mehr gegeben, heißt es aus dem Ministerium.

Die Schutzmaßnahmen vor allem für die Schafherden, aus denen sich die Wölfin regelmäßig bediente, seien erfolgreich. Schutzzäune, Beratung und vom Land bezahlte Herdenschutzhunde würden Wirkung zeigen. Doch so einmütig, wie gestern demonstriert, wird die Entscheidung nicht überall aufgenommen.

Der Landesverband der Thüringer Schafzüchter äußert scharfe Kritik. Betroffene Schäfer sehen in der Ohrdrufer Wölfin vor allem deshalb eine Gefahr, weil sie ge- lernt hat, die elektrischen Weidezäune zu überwinden, um an ihre Beute zu gelangen. Diese Fähigkeit, so die Sorge der Schäfer, könnte die Wölfin an ihren Nachwuchs weitergeben und die jungen Wölfe später an weitere Herden im ganzen Land.

Sollte es im Frühjahr zu erneuten Rissen kommen, würde die Debatte um die Wölfin sicherlich auch den Wahlkampf erreichen.