Elena Rauch über die Erzieher-Ausbildung.

Lange hatten Sozialverbände diese Ausbildungsform angemahnt. Bis zu fünf Jahre dauert eine herkömmliche Erzieher-Ausbildung, unbezahlt, dafür wird zum Teil noch Schulgeld fällig: Das schreckt viele ab, für Eltern mit Kindern ist es schon allein finanziell nicht zu stemmen. Insofern ist es keine Überraschung, dass sich Kita-Träger schon jetzt dringend für eine Verstetigung des Modellprojekts aussprechen. Sie wissen am besten, wie schwer es ist, in den chronisch unterbesetzten Einrichtungen Fachpersonal zu finden.

Natürlich ist diese dreijährige Ausbildung kein Allheilmittel, auch andere Wege haben ihre Berechtigung. Aber die bisherigen Erfahrungen bestätigen, dass auf diese Weise Menschen in den Erzieher-Beruf kommen, für die es sonst unmöglich wäre.

In drei Jahren, wenn der zweite Jahrgang die Ausbildung abgeschlossen hat, ist das Modellprojekt beendet. Dann wäre es fatal, wenn es keinen lückenlosen Übergang in eine PIA-Regelausbildung gebe. Dafür muss Geld aus der öffentlichen Hand eingeplant werden, wenn nicht die jungen Familien für zusätzliche Personalkosten in den Kitas zur Kasse gebeten werden sollen. In Zeiten von Corona und allgegenwärtigen ungeplanten Ausgaben mag das sportlich erscheinen. Aber immerhin hat das Land bereits zusätzlich Kosten für das Modellprojekt übernommen, nachdem der Bund überraschend seine Zusagen zurückgenommen hat. Das Thema ist zu drängend.

Es geht nicht nur um den Ersatz der etwa 6000 Erzieherinnen, die in den nächsten Jahren in Rente gehen. Es geht um die Frage, welche Betreuung der Jüngsten wir brauchen und was uns das wert ist. Würde der von Fachleuten empfohlene Betreuungsschlüssel Geltung bekommen, braucht Thüringen bis 2030 etwa 19.000 zusätzliche Fachkräfte. Das Land kann auf keine Ressource verzichten.

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