Elmar Otto über den Betrugsverdacht bei Corona-Teststellen.

Überall dort, wo durch Notlagen lukrative Geschäftsfelder entstehen, ist die Gefahr des Missbrauchs groß. Wer auf Paragrafen pfeift, der kann sich ein hübsches Sümmchen dazu verdienen.

Auf Steuerzahlerkosten, versteht sich.

Das war beim Masken-Skandal der Unionsbundestagsabgeordneten so. Und das scheint bei den Covid-19-Teststellen nicht anders.

Die Zentren wurden in den vergangenen Monaten möglichst rasch aus dem Boden gestampft. Dieses Vorgehen bleibt auch weiter richtig. Immerhin war möglichst flächendeckendes Testen ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Pandemie.

Doch am Ende ist festzuhalten: Bei der Abrechnung der Tests ging Schnelligkeit vor Gründlichkeit. Weil die Kontrolle in der Kürze der Zeit nicht möglich war oder fahrlässiger Weise vernachlässigt wurde, hatten Betrüger leichtes Spiel. So sollen an einer Teststelle in Köln anstelle von 70 genommenen Proben annähernd 1000 abgerechnet worden sein. Bei 18 Euro pro Test kann sich der Gewinn sicherlich sehen lassen.

In Nordrhein-Westfalen ermitteln deswegen inzwischen Staatsanwälte. Auch in Bayern ist ein Fall bekannt. In Thüringen gibt es bislang keine Hinweise. Experten befürchten aber bereits, dass es sich bei den bekannt gewordenen Verstößen nur um die Spitze des Eisbergs handelt.

Egal, ob nun der Bund als Auftraggeber für eine angemessene Kontrolle zu sorgen hat, oder doch eher die örtlichen Gesundheitsämter – wichtig ist, dass alle Missstände vollständig öffentlich und geahndet werden.

Denn das Fatale an den neuerlichen Corona-Raffkes ist auch: Durch einige schwarze Schafe wird das Engagement der vielen Fleißigen in den Dreck gestoßen. Das ist nicht hinnehmbar.