Sibylle Göbel über das Problem, Impftermine abzusagen.

Bei der Masse der Impfwilligen ist es wohl so, dass sie ihr Leben um die beiden Impftermine herum baut: Hauptsache, so schnell wie möglich den Piks bekommen, Hauptsache, so schnell wie möglich vollständig geimpft sein. Überspitzt gesagt entschuldigt bei ihnen allenfalls der eigene Tod, einen so wichtigen Termin zu versäumen.

Aber natürlich kann es tatsächlich gute Gründe für eine Absage geben: eine plötzliche Erkrankung, ein Unfall, eine vom Chef aufgebrummte Sonderschicht, wenn im Betrieb personell Land unter ist. Wer dann aber kein Smartphone und keinen Computer besitzt, der guckt in den Mond. Denn die zen­trale Nummer der Kassenärztlichen Vereinigung zur Terminbuchung ist bislang eine Einbahnstraße: Impfbereite können darüber zwar – soweit verfügbar – Termine vereinbaren, aber eben nicht absagen oder umbuchen. Das hat in Thüringen schon manchen zur Verzweiflung getrieben, der eigentlich seiner Pflicht nachkommen wollte. Schließlich weiß jeder, dass noch immer Zigtausende auf die Impfung warten.

Warum die telefonische Stornierung nicht funktioniert, weiß nur die KV allein: Schließlich sitzen an der Hotline echte Menschen. Weshalb es ihnen nicht möglich sein soll, auch die doch eher überschaubare Anzahl von Anrufen mit Absagen entgegenzunehmen und die Stornierung sofort ins System einzupflegen, bleibt ein Rätsel. Und eine Aufgabe, die die KV mit Blick auf den geplanten Fortbestand der Impfstellen bis Ende September unbedingt noch angehen sollte.

Keine Frage von mangelndem Service ist es indes, wenn jemand zwar online gehen kann, es aber selbst dann nicht tut, wenn er es sich anders überlegt oder zusätzlich Impftermine beim Hausarzt ausgemacht hat. Das offenbart dann einfach nur einen Mangel an Charakter.

Impftermine: Stornierung in Thüringen nur online möglich

Corona-Blog: Thüringen kein bundesweiter Hotspot mehr – Hier entfällt in Saalfeld-Rudolstadt ab sofort Maskenpflicht