Über die Bundesliga und ihre verantwortungslose Art, mit Herausforderungen umzugehen.

Schalke ist kein Schlachthof. Der lange Schatten von Gütersloh aber fällt auch auf den Fußball. Die Fans machen mobil gegen Clemens Tönnies, weil sie fürchten, dass der beschädigte Ruf des Fleischfabrikanten, transportiert durch seinen Job als Aufsichtsratsvorsitzender, dem königsblauen Traditionsverein das Herz bricht.

Doch den größeren, weil unmittelbaren, Bärendienst erwies gerade Novak Djokovic dem Sport. Mit seiner inzwischen abgebrochenen Adria-Tour wollte der serbische Tennisstar fraglos Gutes. Den Sport ein Stück zurückführen in die Normalität, der Region seiner Heimat etwas Hoffnung spenden. Geld sammeln für karitative Zwecke. Doch der Aufschlag ging daneben. Die Turnierserie wurde zum Eklat.

Natürlich, die Behörden hatten zugesagt, Zuschauer waren erlaubt. Doch die Protagonisten haben die ausgesprochenen Empfehlungen weidlich missachtet. Abstandsregeln? Partyverbot? Maskenpflicht? Geschenkt. Auf den Courts galt nur Spiel, Satz und Sieg. Und distanzloses Happening.

Das Bild des Sports, der – wie die Fußball-Bundesliga beweist – verantwortungsvoll mit Herausforderungen umgehen kann, ist erschüttert. Verheerender noch wirkt das Signal, dass der nun selbst infizierte Djokovic um die Welt schickt. Als Weltranglistenführender ist er der Erste seiner Branche. Ein Anführer. Und einer, der in jeglicher Vorbildwirkung versagt.

Das Ausmaß seines Leichtsinns wird noch in Wochen spürbar sein. Dann, wenn die Grand Slams von New York und Paris anstehen. Wenn auch Handballer, Turner, Leichtathleten Schritt für Schritt zurückkehren wollen. Dann werden die Bilder dieses Frühsommers wieder auftauchen. Als einer gezeigt hat, wie gefährlich Ignoranz sein kann.