Jena. Strom aus Wasser spielt an der Gesamtstromerzeugung eine kleinere Rolle. Jedes Kraftwerk trägt einen Anteil zum erneuerbaren Strommix bei. Doch aus ökologischen Gründen sind sie auch umstritten.

Die alten Wasserturbinen leisten auch nach über 80 Jahren noch zuverlässig ihren Dienst. Karl Schmidt, Besitzer des Saalekraftwerkes in Jena-Burgau und stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Thüringer Wasserkraftwerke e.V. (ATW), erklärt die Funktionsweise des denkmalgeschützten Wasserkraftwerkes.

Es gehört zu 215 Wasserkraftwerken in Thüringen. Jedes Kraftwerk trägt einen Anteil zum erneuerbaren Strommix bei. Doch aus ökologischen Gründen sind sie auch umstritten. Kleinere Kraftwerke seien sogar unrentabel.

Modernisierung könnte die Energieausbeute verdoppeln

In Deutschland gibt es 7300 Wasserkraftanlagen, die insgesamt 5600 Megawattstunden Strom erzeugen. Das ist ein Anteil von 7,4 Prozent bei den erneuerbaren Energien und 3,5 Prozent der gesamten Stromerzeugung.

Der Großteil dieses Stromes wird von Anlagen mit einer Leistung von über einem Megawatt erzeugt. 6900 Anlagen sind Kleinwasserkraftanlagen mit einer Leistung von unter ein Megawatt. In Thüringen produzieren Wasserkraftanlagen 142 Millionen Kilowattstunden Strom, ein Anteil von 2,2 Prozent bei den erneuerbaren Energien und 1,4 Prozent der Gesamtstromerzeugung. Ökologisch stellen die Wasserkraftanlagen ein Problem dar, weil sie die Gewässerdurchlässigkeit, zum Beispiel für Fische, behindern. Zudem sehe die Politik die Kleinwasserkraftanlagen als zu unwirtschaftlich an, sagt Michael Reinig, Vorsitzender der ATW: „Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, dann brauchen wir jede Kilowattstunde.“ Die Wasserstromerzeugung könne durch Modernisierung und Wiederinbetriebnahme von Wasserkraftanlagen verdoppelt werden, sagt er. Doch Anlagenmodernisierungen würden nach der bisherigen Förderrichtlinie nur bis zu 250.000 Euro gefördert. Das könnten viele Betreiber kleinerer Anlagen nicht stemmen, sagt Reinig: „Allein eine Fischtreppe kostet eine halbe Million Euro.“

Der Vorteil der Kleinanlagen liege in der dezentralen Stromerzeugung und -stabilisierung vor Ort. Zudem hätten die Wehre eine Rückhaltefunktion bei Hitzezeiten, erklärt Karl Schmidt: „Der Grundwasserspiegel kann für die Landwirtschaft konstant gehalten werden.“ Förderungen der Wasserkrafterzeugung, die über das Erneuerbare-Energien-Gesetz hinausgehen, gebe es laut dem Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz keine. Anlagen, die der Gewässerdurchgängigkeit dienen, wie Fischtreppen, würden hingegen bis zu 90 Prozent gefördert.

Viele der kleinen Anlagen sind unwirtschaftlich

Zum Erreichen der Klimaziele in Thüringen sei ein grüner Energiemix aus selbst produziertem Strom notwendig, sagt Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne): „Vor allem Windenergie, Solarenergie und Biomasse, aber auch die Wasserkraft kann einen Beitrag leisten.“ Das Potenzial für neue Laufwasserkraftanlagen in Thüringen, also Wasserkraftwerke in Fließgewässern, gebe es laut Umweltministerium keine.

Es gehe vorrangig um die Modernisierung von bestehenden Anlagen, deren Leistungssteigerung sowie ökologischer Schutzmaßnahmen. Die Erfahrungen in Thüringen zeigen hierbei jedoch, dass die Investitionskosten bei kleinen und mittleren Wasserkraftanlagen den Ertrag weit überstiegen. Die Kosten könnten, selbst langfristig gesehen, nicht durch die Anlagen erwirtschaftet werden. Je kleiner also die Wasserkraftanlage und deren Energieerzeugung, desto unwirtschaftlicher erscheint der Erhalt.

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