Im Podcast „Hollitzer trifft“ äußert sich Meinungsforscher Hermann Binkert über den Wahlkampf der Parteien und den Wert von Prognosen.

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Hermann Binkert war unter anderem Mitarbeiter der Thüringer Bundesministerin Claudia Nolte sowie Referent und Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei. 2014 trat er aus der CDU aus. Seit 2009 führt er das Marktforschungsinstitut Insa bzw. Insa Consulere. Im Podcast mit TA-Chefredakteur Jan Hollitzer spricht er über:

...Meinungsforschung in Wahlzeiten: Wir freuen uns auf jede Wahl und auf jeden Wahltag. Da treffen Umfragen auf Wirklichkeit.

...falsche Prognosen: Wenn man nach allen Regeln der Kunst misst, kann man nicht danebenliegen, weil man die Stimmung zur Zeit der Erhebung misst. Dass auch die Veröffentlichung einer Umfrage eine Wirkung hat, ist da mit drin. Weil viele aus strategischen Gründen wählen oder weil es Mitläufer- oder Mitleidseffekte gibt. Bei Nachwahlbefragungen zur Wahl in Sachsen-Anhalt kam heraus, dass sich jeder vierte Wähler in seiner Wahlentscheidung durch Umfragen beeinflussen ließ. Unter den Unionswählern waren es sogar 41 Prozent.

...das Lachen von Armin Laschet im Hochwassergebiet: Es kommt immer noch auf die anderen Gründe an, die jemanden dazu bringen, eine Partei zu wählen. Inhalte allein sind nicht mehr allein entscheidend. Die Leute wechseln viel schneller. Viel unwichtigere Themen führen dazu, dass es zu einem Wechsel kommt.

...über das Wählerpotenzial von Parteien: Wir fragen Menschen, die sich nicht sicher sind, welche anderen Parteien für sie infrage kommen. Da hatte die SPD immer ein sehr hohes zusätzliches Potenzial, was sie dann aber nicht genutzt hat. Ich halte aber nichts davon, aus Umfragen Prognosen zu machen.

...das Besondere am Bundestagswahlkampf 2021: Das war ein total spannender Wahlkampf. Seit 1949 tritt erstmals kein amtierender Kanzler an. Jeder Kandidat war im Wahlkampf mal in der Situation, sich entweder auf der Siegesstraße zu wähnen oder zu meinen, es sei aussichtslos. Dazu kommt die Rolle als Entlastungsabstimmung über 16 Jahre Kanzlerschaft von Angela Merkel. Viele sind einerseits mit der Bilanz zufrieden, wollen aber andererseits kein Weiter so.

..die letzten Tage vor der Wahl: Ich erwarte nicht, dass noch großartig viel passiert. Das Wahlergebnis aber wird noch nicht das Ende, es kommt auf die Konstellation an.

...die Kanzler-Trielle im Fernsehen: Ich bin mir nicht sicher, ob das Dreiergespräch eine gute Entscheidung war. Die Grünen waren nur wegen der Umfragewerte dabei, die FDP davon auch nicht weit entfernt. Über die Beteiligung sollte nicht willkürlich entschieden werden.