Erfurt. Im Podcast „Hollitzer trifft“ sprechen die Ex-Radprofis Tony Martin und Marcel Kittel über ihre neue Rolle als Unternehmer und die Tour-Favoriten.

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Einst stürmten Marcel Kittel und Tony Martin zu Siegen bei der Tour de France und eroberten WM-Titel. Nun starten beide früheren Weltklasse-Radsport wieder durch – als Unternehmer und beginnen damit nach dem Ende ihrer Karriere einen neuen Lebensabschnitt.

Gemeinsam mit dem Erfurter Unternehmer Franz Blechschmidt stellen sie am Mittwoch auf der Fahrradmesse Eurobike in Frankfurt/Main ein Kinder- und Jugendrad vor, das der Markt so noch nie gesehen hat.

„Wir wollen die Mobilität von Kindern auf dem Fahrrad revolutionieren“, sagt Martin im Podcast „Hollitzer trifft“ von Chefredakteur Jan Hollitzer. Martin ist wie Kittel selbst Familienvater und war unzufrieden, als er für seine Tochter Mia ein Fahrrad kaufen wollte: „Ich habe nichts gefunden, was meinen Ansprüchen genügt hätte oder mir gefallen hat.“

Mit seinem langjährigen Radsport-Kollegen philosophierte er bei gemeinsamen Ausfahren im Sattel darüber, wie das perfekte Rad aussehen sollte. „Das war vor anderthalb Jahren. Damit war die Idee geboren, mit unserem Blick als ehemalige Profis es besser zu machen.“

Für Marcel Kittel, wie Martin selbst Vater von zwei Kindern, steht das Thema Sicherheit dabei an erster Stelle. „Es geht um Sichtbarkeit im Straßenverkehr und letztlich darum, dass auch Mama und Papa loslassen können und ein gutes Gefühl haben, wenn das Kind zum ersten Mal allein in die Schule fährt“, sagt Kittel.

Aus diesem Grund ist das neu kreierte Rad unter anderem mit Scheibenbremsen ausgestattet. Auch an das Rücklicht müsse man sich erst einmal gewöhnen, sagte Martin. „Es ist zehnmal größer als gewohnt und eine riesige Fläche. Das mussten wir erstmal durchboxen, aber wir glauben daran“, erzählt Kittel.

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Ungewohnt ebenso: Der Vorbau ist so ausgestattet, dass er in einfachen Schritten auf drei Positionen einstellbar ist. Man werde damit dem Wachstum der Kinder gerecht. Dafür haben die beiden jungen Unternehmer sogar ein Patent angemeldet.

Zudem werde der Rahmen mit einer neuen Fertigungstechnik ohne Schweißnähte und aus Kunststoff hergestellt, ohne dass die Belastbarkeit und damit die Sicherheit darunter leide, versichert Kittel.

Die ehemaligen Radrenn-Profis Marcel Kittel (links) und Tony Martin bringen ein eigenes Kinderfahrrad auf den Markt.
Die ehemaligen Radrenn-Profis Marcel Kittel (links) und Tony Martin bringen ein eigenes Kinderfahrrad auf den Markt. © Renè Röder / Jan Woirtas (dpa)

Vor allem sind beide Ex-Radprofis stolz darauf, dass Rahmen und Gabel in Deutschland gefertigt werden könnten und man damit in Sachen Nachhaltigkeit einen wichtigen Beitrag leistet. Konzipiert ist das Rad für Kinder ab einem Alter von etwa sieben bis acht Jahren und einer Körpergröße ab 1,25 Meter. Ab Frühjahr 2024 sollen die Räder zu kaufen sein.

Seit ihrem Rücktritt vom Radsport hat sich das Leben der beiden grundlegend geändert. Nicht nur, weil sie eine Familie gegründet haben. Statt im Sattel sitzt Tony Martin nun vier, fünf Stunden vor dem Computer. „Man kommuniziert anders, schreibt viele Mails. Aber wir harmonieren noch immer so wie früher“, erzählt Kittel.

Noch immer ist er nah dran am Profigeschäft, arbeitet zur Tour de France als TV-Kommentator für das niederländische und englische Fernsehen. Martin verfolgt die Szene nun sogar intensiver als zu seinen Profizeiten und vermutet, dass wohl Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar den Sieg unter sich ausmachen: „Einen dritten Kandidaten auf den Gesamtsieg sehe ich im Augenblick leider nicht.“

Wenn am Mittwoch ihr neues Rad offiziell vorgestellt wird, sind beide so aufgeregt wie einst vor einem Tour-de-France-Start. Zur Aufgabe als Start-up-Gründer gehörte zum Beispiel auch, einen Markennamen zu kreieren. L:ion bike ist es geworden und ist abgeleitet von light on, also Licht an. Man könnte auch die Verbindung zu Lion für Löwe herstellen und die Parallele zu einem Abenteuer ziehen. Tony Martin und Marcel Kittel erleben es gerade hautnah mit.