Erfurt. Im Podcast “Hollitzer trifft“ spricht BAG-Präsidentin Ingrid Schmidt über die Pandemie, ihre Rolle als Frau und die umstrittene Ahnengalerie.

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Ende des Monats geht die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichtes, Ingrid Schmidt, in Pension. Seit 2005 ist sie die erste Frau an der Spitze des Gerichts und gleichzeitig Vorsitzende des 1. Senats. Für Schlagzeilen sorgten Veröffentlichungen über NS-belastete Juristen in der Ahnengalerie des Gerichtes. Im Podcast mit TA-Chefredakteur Jan Hollitzer spricht sie über:

... die Zeit der Pandemie: Irgendwie musste in den Zeiten der Abstände, Masken, Impfungen und Tests der Gerichtsbetrieb aufrecht erhalten werden. Wir haben große Verhandlungssäle und Möglichkeiten, vieles schriftlich und ohne Präsenz zu organisieren.

... Homeoffice am BAG: Wir sind in Sachen Digitalisierung nicht so schlecht aufgestellt, waren aber nicht vorbereitet auf einen flächendeckenden Homeoffice-Einsatz aller Bediensteten, auch wegen der Sicherheitsstandards. Viel liegengeblieben ist nicht. Zu uns kommen die Fälle in dritter Instanz. Passiert weniger in der zweiten Instanz, kommt bei uns noch weniger an.

... pandemiespezifische Fälle: Aus den Arbeitsgerichten hört man, dass Coronafälle wie Endgeldfortzahlung, Gesundheitsschutz, Kurzarbeit in der Praxis eine untergeordnete Rolle spielen. Die Kurzarbeit hat vieles abgefedert.

... die Einführung der elektronische Gerichtsakte: Anfangs hatten wir die Vorstellung, wir müssten alles erst ganz genau durchdenken. So kommt man nicht voran. Man muss es einfach mal machen und dann vielleicht zurückzurudern, das ist allemal besser.

... kuriose Fälle am BAG: Bei uns landen nur Fälle, die interessante Rechtsfragen aufwerfen. Da kann auch mal etwas Querulantisches dabei sein. Dem liegt aber immer ein Lebenssachverhalt zugrunde, der für die Betroffenen wichtig ist. Das müssen wir ernst nehmen.

... die Rolle als erste Frau im Präsidentenamt: Manche dachten wohl, jetzt kommt die Quotenfrau. Mich hat das nie getroffen. Ich war mir immer sicher, dass ich wegen meiner Befähigung den Posten sowohl als Bundesrichterin als auch als Präsidentin bekommen habe.

... das Ende der aktiven Dienstzeit: Ich träume davon, meinen letzten Lebensabschnitt passiv zu gestalten und endlich mal ohne Termine und Fremdbestimmung in den Tag hineinzuleben.

... die Ahnengalerie im BAG: Es ist eine unverschämte Unterstellung, zu behaupten, wir machen eine Verehrung von Richterinnen und Richtern mit NS-Belastung. Ungeachtet dessen ist es allemal wert, die Geschichte des BAG aufzuarbeiten. Das will ich noch weit führen.

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