Weimar. In seinem Podcast spricht TA-Chefredakteur Jan Hollitzer mit Ute Freudenberg über ihr neues Album, ihren Kulthit, Flucht und Rückkehr sowie Ossis und Wessis.

Die Sängerin und Entertainerin Ute Freudenberg begeistert ihre Fans seit vier Jahrzehnten. Ihr Schlager „Jugendliebe“ machte sie schon zu DDR-Zeiten bekannt und gehört heute zu den populärsten Klas- sikern der DDR-Rock- und Popgeschichte. Über ihre Sicht auf den Ostrock und ihre Flucht in den Westen berichtet sie in der neuen Folge des TA-Podcasts „Hollitzer trifft ...“ . Machfolgend ihre Antworten in Auszügen – Ute Freudenberg über

... den Song „Jugendliebe“: Als wir das Lied 1978 das erste mal spielten, sind die Leute schier ausgerastet. Den Text mussten wir aber vorher ändern. Ursprünglich hieß es in der Mehrzahl: „Jugendlieben sind wie Blütenstaub im Wind, wie der Sonnenschein, der tief im Meer versinkt...“ Laut Lektorat gab es keine Jugendlieben, aufgenommen wurde es dann mit der Einzahl „Jugendliebe“.

... Ostrock und die Botschaften zwischen den Zeilen: Wir waren oft gezwungen, Dinge, die wir aussprechen wollten, zwischen die Zeilen zu schreiben. Das kann auch nur ein DDR-Bürger – zwischen den Zeilen lesen. Dadurch ist eine einmalige Lyrik entstanden und wir können wirklich stolz auf unsere Musik dieser Zeit sein, ob das nun Karat, City, Silly, Lift oder Elektra waren. Ich möchte niemanden vergessen.
... die Gründe ihrer Flucht in den Westen: Plötzlich wurde überprüft, ob wir reisen dürfen oder nicht. Da habe ich den Staat von seiner schlimmsten Seite kennen gelernt. Das tat weh. Für mich gab es nur einen Ausweg: wenn ich jemals wieder reisen darf, werde ich gehen. Da habe ich auch nicht drüber nachgedacht, ob ich das überstehe oder nicht. Ich habe nur gewusst, dass ich gehen muss, weil ich sonst die DDR seelisch nicht überlebt hätte. Ich bin dann ganz krank geworden. Es war gut, dass ich dann im April 84 zur Aktuellen Schaubude nach Hamburg fahren durfte. Da bin ich dann dieses größte Wagnis meines Lebens eingegangen. Ich wusste ja nicht ob ich meine Familie jemals wiedersehe.
... ihre Rückkehr in die alte Heimat: 1995 stand ich beim Zwiebelmarkt früh morgens um acht auf dem Theaterplatz. Der Platz war brechend voll, es war mein erster Auftritt in meiner Heimatstadt nach der Flucht. Ich wollte die Jugendliebe ansagen, dabei haben so viele Menschen geweint, dass ich weder reden noch singen konnte. Das war so ein emotionaler Moment, dass ich am Ende des Auftrittes gesagt habe, dass ich wieder zurückkommen werde in meine Heimatstadt.

... die Ossis und Wessis: Früher gab es die Begriffe nicht. Da gab es den Westen und den Osten sowie erfüllte und unerfüllte Träume und Sehnsüchte. Es gibt weiter hohe Mauern, auch von den Medien geschürt, anstatt alle zu verbinden. Man sollte mit dem Gerede von Ossi und Wessi aufhören.Das Gespräch zum Anhören: www.thueringerallgemeine.de/podcast oder bei Spotify und Apple-Podcast.