Erfurt. Im Podcast „Hollitzer trifft“ spricht der Thüringen-Rückkehrer und Unternehmer Jan Schlennstedt über sein „Baby“: eine Braumanufaktur in Erfurt

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Jan Schlennstedt, 1984 in Erfurt geboren, wuchs im Kyffhäuserkreis auf. In Hannover lernte er den Beruf des Brauers und Mälzers und arbeitete dann in einer Brauerei in Südhessen, ehe er 2014 nach Thüringen zurückkehrte. 2016 begann er, seine Idee von der eigenen Braumanufaktur in die Tat umzusetzen, seit April 2017 steht seine Brauanlage in einer ehemaligen Güterhalle im Erfurter Zughafen. Im Podcast mit TA-Chefredakteur Jan Hollitzer spricht er über:

… Gründe für die Rückkehr: Für meine Frau, die ich schon seit 20 Jahren kenne, stand das eigentlich schon immer fest. Wir kannten es beide so, dass es etwas Schönes ist, bei Oma und Opa groß zu werden. Deshalb habe ich mich, als die Kinder da waren, breitschlagen lassen.

... die Liebe zum Bier als Voraussetzung für den Beruf: Man sollte gerne Bier trinken, definitiv. Denn man muss wissen, was man herstellt und wie es schmecken sollte. Wir probieren viel, auch die Produkte der Mitbewerber. Es ist aber nicht so, dass wir uns hinsetzen und eine ganze Kiste Bier saufen. Wir trinken zwar regelmäßig, gehen das aber bewusst an.

… den Wunsch nach einer eigenen Braumanufaktur: Wir haben relativ schnell festgestellt, dass es in Thüringen an regional gebrautem Bier fehlt. Ich habe immer schon nebenbei gebraut – mit Freunden auf dem Hof, mit der Hausgemeinschaft. Irgendwann standen wir dann bei meinen Schwiegereltern in der Garage und haben zusammen mit einem Kumpel auf einem 20-Liter-Topf ein Helles gebraut. Da war der Name Garagenbier natürlich naheliegend – und weil der zu lang war, haben wir das Bier Gabi genannt. Das Helle war das erste von drei Bieren, mit denen wir die kommerzielle Produktion gestartet haben.

… die Suche nach Investoren: Es war schwierig, Geld zu bekommen. Ein halbes Jahr lang haben wir unser Projekt mit einem super Businessplan bei regionalen Banken vorgestellt, aber es hat keiner an die Idee geglaubt. Meist hieß es: Brauerei? Sind Sie verrückt geworden? Gehen Sie doch mal in einen Supermarkt und schauen Sie, wie viel Bier es da gibt. Mithilfe der Handwerkskammer haben wir einen KfW-Kredit von 100.000 Euro bekommen. Das bedeutete aber, dass wir unseren Businessplan halbieren und noch private Mittel mit einbringen mussten. Omas und Opas sind gewissermaßen unsere Investoren.

… die Auswirkungen der Pandemie: Vor Corona haben wir zu 80 Prozent an die Gastronomie und zu 20 Prozent an den Einzelhandel geliefert. Das haben wir gedreht. Fast jeder Supermarkt hat jetzt unser Bier im Sortiment. Einen Vertrag, den wir mit der Sparkasse noch kurz vor dem ersten Lockdown unterschreiben wollten, haben wir erst mal bis September auf Eis gelegt. Im März konnten wir dann endlich die neue Brauanlage aufstellen.