Im Podcast “Hollitzer trifft“ spricht die Erfurter Regisseurin Anne Zohra Berrached über die Berlinale, eine Fehlprognose von Andreas Kleinert und zwei “Tatorte“.

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Seit „24 Wochen“ (2016), mit der „Lola“ in Silber geehrt, zählt Anne Zohra Berrached aus Erfurt zu den bedeutenden Kinoregisseuren des Landes. Zwischendurch arbeitet sie fürs Fernsehen. Auf der diesjährigen Berlinale gehörte sie zur Wettbewerbsjury. In Berlin, wo sie lebt, sprach sie mit TA-Chefredakteur Jan Hollitzer über ...

... ihre Juryarbeit bei der Berlinale:

Ich dachte, dass ich die Anfrage irgendwann mal bekomme, so in 20 Jahren, wenn ich noch fünf Filme gemacht habe. Das war eine ganz tolle Zeit! Irgendwie ist dieses Festival ja auch meine Heimat. Alle meine Filme liefen dort, und meinen ersten Preis überhaupt bekam ich auch dort, für „Zwei Mütter“.

... ihren Weg zur Spielfilmregie:

Ich hätte früher nie gedacht, dass das ein Beruf ist. Ich wusste ja gar nicht, was die da beim Film machen. Aber es war klar, dass ich irgendwie so ein Talent habe. Als ich mich mit einem Dokumentar-Kurzfilm an der Filmhochschule Potsdam beworben hatte, hat man mir gesagt: „Sie haben sicherlich künstlerische Talente, aber Regisseurin werden Sie nie.“ Das war Andreas Kleinert, der bekannte Regisseur.

... ihr Verständnis vom Beruf:

Ich habe eine Idee, wie die Geschichte sein soll. Und das möchte ich umsetzen. Dann fange ich an, Dinge zu tun, damit der Film so wird, wie ich ihn haben will. Ich muss alles vorbereiten, damit wir das Drehbuch schnell und gut umsetzen können. Wenn wir drehen, rennen wir gegen die Zeit, weil jeder Drehtag uns im Durchschnitt, ich sage jetzt mal 30.000 Euro kostet.

... ihren Alltag als Regisseurin:

Mein Job ist andauernd der: Ich will etwas und das geht so aber nicht, wie ich das will. Andauernd ecke ich irgendwo an. Und da muss ich mir überlegen, wie ich um das Hindernis drum herum gehen kann.

... aktuelle politische Ereignisse als Impulse für einen Film:

So ticke ich nicht. Ich mag es ganz selten, aktuellste Themen zu nehmen. Was ich mag ist, ein Thema umzuformulieren. Radikalisierung interessiert mich. Gerade jetzt, wenn große Katastrophen passieren, haben Menschen eben Angst. Die kann dazu führen, dass man verrückte Vorstellungen bekommt und die radikal durchsetzen will.

... ihre doppelte „Tatort“-Regie:

Wenn ich einen Kinofilm gemacht habe, kommt sofort der nächste. Es dauert nur unheimlich lange. In der Zeit, in der ich das Drehbuch entwickle, mache ich andere Jobs als Regisseurin. Jetzt zum Beispiel für gleich zwei „Tatorte“: Interessanterweise wird der aus Bremen, „Liebeswut“, am 29. Mai ausgestrahlt, „Das kalte Haus“ aus Dresden kommt direkt danach, am 6. Juni. Ist das nicht absurd? Zwei Sonntage nacheinander werde ich Deutschland mit meinen Filmen beschallen!