Im Podcast „Hollitzer trifft“ spricht der Politikwissenschaftler und Publizist Robert Feustel aus Jena über Drogen, deren Verbot und Freigabe.

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Robert Feustel, Politikwissenschaftler und Publizist, arbeitet an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In seiner Doktorarbeit erklärte er die Kulturgeschichte des Rauschs. Er forscht zu Digitalisierung, Stadtentwicklung sowie Drogen und tritt als Experte für rechtspopulistische Sprache in Erscheinung. Sein Credo: "Wer wissen will, wie besorgte Bürger ticken, muss ihre Sprache verstehen." Im Podcast mit TA-Chefredakteur Jan Hollitzer sprach er über...

...Drogen: Man muss konstatieren, dass es einen Bedarf nach Drogen gab, solange wir das beobachten können. Kulturgeschichtlich gibt es keine Zeit, wo es noch keine Drogen gab. Dass der Bedarf so groß ist, hängt oft vom Zeitgeist ab. Die Motivation, sie zu konsumieren, ist bei nahezu jeder Droge anders, weil deren Wirkungen auch sehr unterschiedlich sind.

...Verbot: Was bringt das? Wo führt das hin? Wir sollten vielleicht anfangen, neu darüber nachzudenken, denn der Bedarf ist offenkundig so groß, dass alle möglichen Leute alle möglichen Umwege eingehen, um trotzdem an Stoff zu kommen. Man muss natürlich differenzieren, das Abhängigkeitspotenzial bei Methamphetamin ist deutlich größer als etwa bei Cannabis. Auch die sozialen und gesundheitlichen Gefahren sind größer. Aber die ganze Diskussion um Jugend- oder Gesundheitsschutz ist nur vorgeschoben, weil alle Experten und Expertinnen wissen, dass eine legale Abgabe von Drogen im Regelfall die Gesundheit besser schützt als ein illegaler Markt.

...Forschung: Während des zweiten Weltkriegs galt Methamphetamin nicht als Droge, sondern als Medikament. Allein in Deutschland wurde es in Millionen Stückzahlen hergestellt. Damit wir uns nicht missverstehen – es ist eine gefährliche Droge. Cannabis ist im Vergleich ziemlich harmlos, es gibt keine toxische Dosis.

Eine große Aufgabe der Gegenwart ist es, das Wissen über Drogen zu verfeinern und herauszuführen aus den alten ideologischen Kämpfen. Wir haben typische Muster von von guten und bösen Drogen, von harten und weichen Drogen. Da ist ganz viel falsch und ich glaube, wir müssen unser Wissen über Drogen komplett erneuern.

...Freigabe: Die Legalisierung ist längst überfällig. In erster Linie die von Cannabis, aber eigentlich auch von anderen Drogen, wobei das ein weiteres Thema ist. Aber die Prohibition hat nie den Effekt gebracht, den sie bringen sollte, nämlich eine drogenfreie Gesellschaft herzustellen. Leute haben immer gekifft und werden weiterhin kiffen. Kiffen ist in den letzten Jahren eine Selbstverständlichkeit geworden. Die Prohibition ist krachend gescheitert. Da ist es besser, eine kontrollierte Abgabe zu organisieren.