Dr. Falk A. Gonnert ist mit Herz und Seele Arzt. Von Haus aus Anästhesist und Intensivmediziner, hat er freiwillig die Leitung der Covid-19-Intensivstation am SRH-Waldklinikum in Gera übernommen. Er spricht über die Besonderheiten des Coronavirus, schwere Verläufe mehrerer Organsysteme, sein Verhältnis zum Tod und Empathie in der Intensivmedizin.

Falk A. Gonnert ist mit Herz und Seele Arzt. Von Haus aus Anästhesist und Intensivmediziner, hat er freiwillig die Leitung der Covid-19-Intensivstation am SRH-Waldklinikum in Gera übernommen. Im Podcast von TA-Chefredakteur Jan Hollitzer spricht er über …

… das Besondere an Covid-19: Im März, als es losging, war es sehr schwierig, Fachinformationen über die Erkrankung zu bekommen. Auch in Deutschland konnte man sich nicht mit Kollegen austauschen. Nach den Erfahrungen und Bildern aus Italien ging man von einem Lungenversagen aus. Wir mussten lernen, dass bei den schweren Verläufen mehrere Organsysteme deutlich beeinträchtigt sind und es zu Gefäßkomplikationen wie Schlaganfällen oder Lungenarterienembolien kommen kann.

… den Umgang des Arztes mit Grenzen der Medizin und dem Tod: Es ist belastend, wenn man Patienten verliert oder erkennt, man kann nichts mehr für sie tun. Mein Antrieb sind immer auch die Patientenautonomie und eine sinnhafte Intensivmedizin. Ich versuche, mich in den Patienten hineinzuversetzen, was möchte er, was ist gut für ihn. Häufig kann man mit Patienten nicht mehr sprechen, bei den Covid-19-Fällen war es anders. Mehr Menschen haben sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt, daraus ergaben sich viele eindrückliche Gespräche.

… Medizin am Lebensende: Der Medizin ist ein wenig die Kompetenz abhandengekommen, mit Patienten am Ende des Lebens umzugehen. Bei einem alten Patienten ist es manchmal einfacher, eine Prozedur, Diagnostik oder Operation durchzuführen, als sich mit ihm und seinen Angehörigen darüber auseinanderzusetzen, ob das sinnhaft ist. Palliativmedizin rückt in der Medizinausbildung immer mehr in den Fokus, als Thema ist das aber noch unterrepräsentiert.

… die Gefahr einer zweiten Corona-Welle: Wenn ich die Berichte von singenden Gläubigen in einer Kirche lese und danach sind 60 Leute Corona-positiv, dann denke ich schon, dass es in einigen Regionen wieder aufploppen wird. Ob es in Gera oder Thüringen sein wird, muss man sehen. Ich denke aber, dass Corona uns noch eine Zeit lang begleiten wird. Alle Pandemien, die die Menschheit überstanden hat, kamen in mehreren Wellen.

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