Medienforscher Christopher Buschow von der Bauhaus-Universität Weimar über den Wert des Journalismus – für die Leser und für die Demokratie.

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Christopher Buschow, international gefragter Juniorprofessor, untersucht an der Bauhaus-Universität Weimar digitalen Journalismus. Im Podcast von TA-Chefredakteur Jan Hollitzer spricht er über...

...Lokaljournalismus: Dessen gesellschaftliche Relevanz erkennt man leider immer erst dann, wenn er nicht mehr existiert. Wie etwa in den USA, wo immer mehr Nachrichten-Wüsten entstehen, in denen keine lokale Zeitung mehr zur Verfügung steht. Dort sind die Menschen schlechter informiert, gehen seltener zur Wahl. Zudem nimmt dort die Korruption zu.

...und dessen Aufgaben: In demokratischen Gesellschaften informiert der Journalist die Menschen, befähigt ihn zu Entscheidungen, auch zu Wahlentscheidungen. Und er kontrolliert, kritisiert als vierte Gewalt die wirtschaftlichen und politischen Eliten. Wenn er nicht mehr ist und dadurch seine Aufgaben nicht erfüllen kann, ist das eine große Gefahr für die Demokratie.

...Fake News: Wenn kein seriöser Journalismus mehr da ist, stoßen andere Anbieter in diese Lücke. Sie gehen über soziale Netzwerke, aber auch über bewusst mit Desinformationen und Propaganda aufgebaute Internetseiten. Sie verbreiten Fake News, um zu manipulieren. Diese Anbieter haben aber nicht die Ziele und demokratie-förderlichen Absichten, die der Journalismus hat. Sie wollen das Vertrauen in den Staat torpedieren. Auch das sehen wir in den Vereinigten Staaten.

...Mediennutzung: Ein kleiner Teil der Gesellschaft sucht sich neue Quellen, die die Welt so darstellen, wie diese Leute sie sehen möchten. Es ist zwar wirklich nur ein kleiner Teil der Gesellschaft, dem das Vertrauen in die Medien abhanden gekommen ist. Aber wir müssen daran arbeiten, dass diese Gruppe nicht größer wird. Wir müssen mit Qualitätsjournalismus, mit hohen journalistischen Standards klar zeigen, welche wichtigen Aufgaben und Funktionen der Journalismus in der Gesellschaft hat.

...Medienkompetenz: Ich finde es wichtig, bei der jungen Generation anzusetzen, die mit Journalismus bislang nicht groß in Kontakt gekommen ist, vor allem nicht regelmäßig. Die nicht morgens Tageszeitung liest und um 20 Uhr vor der Tagesschau sitzt. Man muss als Anbieter journalistischer Produkte in den Alltag der jungen Menschen hineinkommen, mit Produkten, die sich deren Lebensstil anpassen.

...die Zukunft: Ich glaube, dass wir Lokaljournalismus auch künftig haben werden, ganz einfach, weil sich die Menschen ihn wünschen. Sie wollen über lokale Ereignisse informiert werden, über Geschehnisse in ihren Regionen, in ihren Städten und Gemeinden. Dieser Wunsch ist nach wie vor ungebrochen.