Jena. Im Podcast „Hollitzer trifft“ spricht der Historiker Marco Swiniartzki von der Uni Jena über Fans, Klischees und Geschichte der Rockmusik.

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Marco Swiniartzki, Historiker und Metal-Fan, untersucht an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena die soziale Komponente dieser Musikrichtung. Im Podcast mit TA-Chefredakteur Jan Hollitzer sprach er über…

…den Eurovision Song Contest, den am Wochenende eine italienische Rockband gewonnen hat: Das ist schon ein interessantes Ergebnis. Rockbands sind zwar schon immer massenkompatibel, verkaufen viele Platten, U2 zum Beispiel. Aber im Metal-Bereich ist das eher selten. Wir hatten zwar vor einigen Jahren mit der finnischen Band Lordi schon einen Sieger beim Eurovision Song Contest, aber ich würde nicht sagen, dass Metal massenkompatibel wird. Metal ist in seiner Geschichte ein zweigeteiltes Phänomen: Man hat die eine Richtung, die Erfolge in den Hitparaden hat und viele Hörer begeistert, und man hat den internationalen Underground, von dem nicht Millionen Alben verkauft werden.

…persönlichen Musikgeschmack: Ich höre gern Metal, vor allem aus den Bereichen Thrash, Death und Black Metal, also die etwas härtere Musik. Ich mag aber auch Bands wie Fleetwood Mac oder Dropkick Murphys, bei denen ich das Gefühl habe, dass die Musik nicht in erster Linie dafür gemacht ist, verkauft zu werden, sondern wo man das Gefühl hat, dass da wirklich Herzblut und Hingabe drinsteckt.

…seine Forschung: Natürlich hat mein Musikgeschmack eine Rolle gespielt. Zudem hat sich seit etwa 20 Jahren eine internationale Forschungslandschaft entwickelt, in der Metal in allen Facetten erforscht wird. Ich beschäftige mich als Historiker nicht mit dem Sound, mir geht es um das soziale Phänomen. Metal ist auch historisch interessant, immerhin älter als 50 Jahre. Nicht viele Stile haben so eine lange Entwicklung vorzuweisen.

…die Fans: Was Metal attraktiv macht, ist eine gewisse Zweiteilung. Auf der einen Seite hat man die Hörerinnen und Hörer, die sehr, sehr viel über ihre Musik wissen, die Geschichte ihrer Szene sehr aktiv verfolgen. Und dann hat man den breiten Mainstream, also Leute, die über Metal im Grunde sehr, sehr wenig wissen -- wenn überhaupt etwas. Dazwischen zu vermitteln, ist eine ganz attraktive Möglichkeit für die Forschung.

…Vorurteile: Das klassische Klischee vom Metal ist, dass Metal vor allem männlich ist. Das kann man, wenn man sich anschaut, wie die Bands zusammengesetzt sind, noch heute sehen. Die Hörerschaft aber hat sich über die letzten Jahrzehnte deutlich verschoben. Ein weiteres Klischee wäre, das Metal eine weiße Musik ist, die sich vor allem in den USA massiv von Musikstilen wie Rap oder Hip-Hop abgrenzt. Weitere Klischees sind ein proletarischer Hintergrund, was aber so nicht mehr haltbar ist.