Jena. Im Podcast „Hollitzer trifft“ spricht der Jenaer Umweltforscher Osama Mustafa über Forschungen auf der Antarktis und die Folgen des Klimawandels.

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Osama Mustafa ist Scientific Director beim Thüringer Institut für Nachaltigkeit und Klimaschutz (Think). Die Einrichtung entstand 2009 und forscht unter anderem zur Reduzierung des CO2-Austoßes und zum Klimawandel. Bei mittlerweile neun Aufenthalten in der Antarktis untersuchte Mustafa das Leben verschiedener Pinguin-Arten. Mit TA-Chefredakteur Jan Hollitzer spricht er über Nachhaltigkeit und den Einfluss des Menschen auf die Natur. Osama Mustafa über

... sein Engagement in der Antarktis: In Deutschland ist das Umweltbundesamt zuständig für den Schutz der Antarktis. Wir sind dort als wissenschaftlicher Dienstleister unterwegs. Es gibt sicher weniger spannende Orte, wo man arbeiten kann. Alltag, Wetter, Natur oder die Tiere sind ganz andere als hier.

…die Lebensbedingungen in der Antarktis: Es gibt dort eine Art digitales Wetter. Entweder hat man keine Wolken und wenig Wind, dann ist es relativ warm um die Null Grad. Bei schlechtem Wetter wird es richtig knackig, da sollte keine Ritze an der Kleidung offen sein. Im Winter gibt es minus 40 Grad, die Ausrüstung muss stimmen.

...die Arbeit mit den Pinguinen: Wir gehen zwei verschiedene Fragestellungen nach. Kurzfristig haben wir untersucht, wie sich der Einsatz von Drohnen auf das Verhalten der Pinguine auswirkt. Langfristig geht es um die Indikatorfunktion der Pinguine für die Situation am Südpol. Wir wissen wenig darüber, was dort im Meer vor sich geht. Pinguine mit ihren Brutkolonien sind eines der wenigen Elemente im Ökosystem, die für uns sichtbar sind und zum Beispiel über die Auswirkungen der Fischerei Auskunft geben können.

...die Folgen eines Temperaturanstieges auf der Erde um zwei Grad: Lebens- und Brutraum der Kaiserpinguine ist das Meereis. Bleiben wir innerhalb der 2-Grad-Grenze, findet der Rückgang des Meereises in einem Rahmen statt, der den Pinguinen Platz zum Überleben lässt. Darüber hinaus würden sämtliche Bruträume verloren gehen und auch die Art verschwinden.

...die Forschung am Think zur Trockenheit in Mitteleuropa: Wir stellen fest, dass in einigen Gebieten die Grundwasser-Neubildung in einem Umfang abnimmt, der die Trinkwasserqualität gefährdet. In Städten ergeben sich Hitze-Situationen, die für Menschen auch medizinisch relevant sind. Wir entwickeln Methoden, wie Städte hier nachhaltig einschreiten können. ...die Folgen der Mobilität: Es geht nicht darum, alles auf Null zu fahren oder zu verbieten. Mir müssen uns aber bei all unseren Tätigkeiten fragen: Ist es das wert? Die Kosten des Klimawandels sind noch nicht bei den Menschen angekommen.