Deutschlands beste Schachspielerin über Rezepte für Brett und Herd und Fluch und Segen der Computer.

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Elisabeth Pähtz, Deutschlands beste Schachspielerin, erfüllte kürzlich bei einem Turnier in Riga die Norm eines Männer-Großmeisters – als erste deutsche Frau und eine von bislang nur 40 weltweit. Im Podcast mit TA-Chefredakteur spricht die 36-jährige Erfurterin, die jetzt nahe Berlin lebt. über:

…das Renommee des Titels: Für mich ist das schön, der Titel war aber nie meine Priorität. Wichtiger ist mir, meine Elozahl zu steigern, um wieder in die Top Ten vorzustoßen. Momentan bin ich auf Platz 14. Mein zweites Ziel ist die Qualifikation für das Kandidatenturnier.

…den Spielstärkeunterschied zwischen Frauen und Männern: Es gibt viele Erklärungen. Die Feministen sagen, es liegt an der mangelnden Gleichberechtigung. Der Evolutionswissenschaftler sagt, Männer können sich besser auf eine Sache konzentrieren. Der Biologe sagt, es liegt am Testosteron. Der Statistiker sagt, es liegt daran, dass unter den aktiven Spielern nur jeder zehnte eine Frau ist. An allem ist was dran.

…Schachtraining: Ich klicke dazu Partien am Computer durch. Viel auswendig lernen muss man Eröffnungstheorie. In einer späteren Partiephase kann man sich die richtigen Züge erarbeiten, weil man weiß, auf welche Pläne es ankommt.

Elisabeth Pähtz ist Deutschlands beste Schachspielerin.
Elisabeth Pähtz ist Deutschlands beste Schachspielerin. © Saschsa Fromm

…das moderne Schach: Früher gab es keine Computer. Da haben wir Bücher zum Turnier mitgeschleppt, kiloschwer. Jetzt trainieren alle mit dem PC. Und die superstarken Programme revolutionieren manche Theorie. Züge, die nicht spielbar schienen, sind es plötzlich.

…die Netflix-Serie „Das Damengambit“: Danach hat Schach tatsächlich kurzzeitig geboomt. Ich hatte viele Anfragen von Kindern, die es lernen wollten. Auch einige Mädchen waren dabei. Vielleicht, weil sie gesehen haben, innerhalb von sieben Serienteilen kann ich Weltmeister werden. Aber nach zwei, drei Monaten stiegen einige schon wieder aus, weil sie erkannt haben, dass es doch sehr viel länger bis zur Meisterschaft dauert.

…das Auskommen als Schachspielerin: Durch Corona sind uns mit den fehlenden Turnieren viele Einnahmen weggebrochen. Ich habe in der Zeit auf Twitch und Youtube ein paar Streams produziert. Dadurch kamen Anfragen nach Training. Und so habe ich mir inzwischen ein zweites Standbein aufgebaut und gebe auch Schachunterricht.

…Beruf und Hobbys: Manchmal fragen mich Fremde: Und, was machst du? Wenn ich dann sage, ich spiele Schach, kommt als erste Reaktion: Davon kann man leben? Und einer sagte mal: Nein, ich meine nicht dein Hobby, ich meine deinen Beruf! Meine Hobbys aber sind kochen und schwimmen. Von meinen Auslandsreisen habe ich mir da viele schöne Rezepte mitgebracht.