Erfurt. Der Historiker Steffen Raßloff spricht im Podcast über Geschichte, Gegenwart und Glück.

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Steffen Raßloff ist Historiker und Experte für die Geschichte Mitteldeutschlands, die Geschichte Thüringens. Im Podcast von TA-Chefredakteur Jan Hollitzer spricht er über:

…die Deutsche Einheit: Thüringen hat seine Eigenstaatlichkeit wiederbekommen und bis heute behauptet. Thüringen ist ein schönes Land mit alten Städten voller Kultur, mit wunderbarer Landschaft. Und ist in den vergangenen 30 Jahren noch schöner geworden. Thüringen ist eine Erfolgsgeschichte.


…den ersten Thüringer: Es gibt so viele Einflüsse, dass man gar nicht sagen kann, es gibt nur diesen einen Ur-Thüringer. Der Stamm aus dem 4. Jahrhundert bildet zwar den Kern, aber dazu kommen etwa die fränkischen, niedersächsischen und auch slawischen Einflüsse. Wir sind ein Gemisch aus mehreren mitteleuropäischen Völkerschaften - das ist ja nicht das Schlechteste.


…Goethe und Schiller: Wir sind so wahnsinnig stolz auf unsere Weimarer Klassik. Aber die wurde geprägt von einem Hessen und einem Schwaben, von Goethe und Schiller. Dabei wurde Goethe im 19. und frühen 20. Jahrhundert einfach als Thüringer einkassiert, obwohl er aus Hessen kam und sich das in seiner Dichtung nicht verleugnen lässt. Solche Geschichten machen die Thüringer Kulturlandschaft so spannend.


…Befindlichkeiten: Ich glaube, das ist ein Problem der „Ostdeutschen“, begründet in der unmittelbaren Nachwendezeit. Die Funktionseliten wurden ausgetauscht durch Leute aus dem Westen. Das hat die Menschen geprägt. Ich war als Doktorand in den späten neunziger Jahren der einzige gebürtige Thüringer im Bereich Geschichte der Universität Erfurt. Alle Lehrkräfte und Doktoranden kamen aus den westlichen Bundesländern.


…Straßennamen: Ja, man sollte Straßen und Plätze umbenennen, wenn es Gründe dafür gibt. Als Historiker begrüße ich es, wenn sich junge Leute mit der kolonialen Vergangenheit beschäftigen.