Der Jenaer Professor Mathias Pletz zu Erkenntnissen und Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Coronavirus

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In Zeiten von Corona ist das Wissen von Professor Mathias Pletz noch mehr als sonst gefragt. In seinem neuen Podcast unterhält sich TA-Chefredakteur Jan Hollitzer nach den beschlossenen Lockerungen mit dem Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena. Er spricht mit ihm über...

den Sommer: Viren sind da anfälliger, sie mögen keine UV-Strahlung, keine hohen Temperaturen, sie halten sich nicht so lange außerhalb des Wirtes. Insofern gehen die Übertragungen von Atemwegsinfektionen in dieser Zeit auch zurück, zumal das Immunsystem des Menschen da besser geschützt ist. Verlässliche Daten zu Coronaviren gibt es aber diesbezüglich noch nicht. Doch wir wissen, dass die Sars-Pandemie im Sommer auch zum Stillstand gekommen ist.

...Entwicklung: Keiner kann diese exakt voraussagen. Wir lernen auch als Wissenschaftler jeden Tag dazu. Es gilt, täglich neu zu justieren. Ich finde den Ausdruck der Regierung gut, auf Sicht zu fahren. Die entsprechenden Maßnahmen sollten weiter datengetrieben verfolgen. Wir brauchen eine engmaschige Überwachung der Neuinfektionen. Ich halte die jetzige Messgröße von 50 pro 100.000 Einwohnern innerhalb von einer Woche wirkungsvoller als die Reproduktionszahl. Eine Dunkelziffer wird es allerdings immer geben.

...Tests: Wir müssen mehr testen. Beispielsweise in Altersheimen, damit dort das Virus nicht durch das Personal übertragen wird. Aber es muss auch ein über die Bevölkerung gezogenes, engmaschiges Testnetz geben. Ich denke, dass bald ausreichend Möglichkeiten für Schnelltests, für die Akut-Diagnostik, zur Verfügung stehen.

...Schweden: Ich bin kritisch, was deren liberalen Weg betrifft. Ich finde, Deutschland hat einen goldenen Mittelweg gewählt, ohne auch einen extremen Lockdown zu vollziehen.

...Verantwortung: Aus wissenschaftlicher Sicht halte ich es für sehr gut, dass nun regional entschieden wird. Aus Sicht der Administration ist das aber wohl eher ein Schreckensszenario, weil sie eine Anarchie an verschiedenen Regelungen haben, deren einzelne Auswirkungen zusammengefasst werden müssen.

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