Erfurt. Jan Hollitzer spricht im Podcast mit Schauspieler Matthias Lier über das Ineinanderfließen von den Rollen und Alltag.

Der Podcast „Hollitzer trifft“ lebt von der Nähe der Gesprächspartner. Das „Treffen“ von TA-Chefredakteur Jan Hollitzer mit dem Schauspieler Matthias Lier fand per Videoübertragung statt - eine Premiere in Zeiten von Corona. Vor seiner Bühnen- und Filmkarriere studierte der gebürtige Thüringer Kybernetik

Matthias Lier über

… die Corona-Krise: Die jetzige Situation erinnert an alte Zeiten, bevor die Mauer gefallen ist. Da musste man auch improvisieren.Ich habe einen alten Rekorder ausgekramt aus meinen 90er-Jahren, als ich elektronische Musik machte. So habe ich ein Stück alte, wirkliche High-Tech-Technik wieder zum Leben erweckt.

...über das Ineinanderfließen von Film und Wirklichkeit: Im Juli hatte ich ein Drehbuch auf dem Tisch, im Oktober begann der Dreh. Deutschland 2050. Die D-Mark ist zurück, Krankenhäuser sind so überfüllt, dass die Ärzte überlegen müssen, wen sie behandeln. Was für eine krasse Welt. Und jetzt die Parallele zu Corona. Im Januar haben die meisten Leute noch gesagt: Guck mal, was in China gerade für ein Drehbuch geschrieben wird, ist ja spannend. Auf einmal rückt das so in die Nähe.

...das Verhältnis der Generationen: Manche Kräfte versuchen, Alt gegen Jung und Jung gegen Alt aufzuhetzen. Davon darf ich mich nicht fangen lassen. Eine Fotografin beobachtete ein Kind, dass aggresiv eine 80-jährige Frau angehustet hat. Jetzt können wir beweisen, dass wir als jüngere Generation etwas für die älteren Menschen übrig haben und nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten.

...den aktuellen Tatort „Krieg im Kopf“: Fast alles, was gezeigt wird gibt es. Es geht darum, mit brachialen Mitteln unser Denken zu beeinflussen. Das Ganze findet schon viel subtiler statt. Unser kleines Smartphone ist quasi der Helm, den sich der Soldat im Tatort aufsetzt und mit dem er manipuliert wird. Ich spiele einen Feldwebel, der in Mali schreckliche Erfahrungen machen musste. Niemand glaubt ihm.

...Gründe, jetzt nach Thüringen zurückzukommen: Ich habe gerade etwas Angst, was die Stadt angeht. Ich habe schon überlegt, im Notfall gehst du nach Thüringen zu deiner Familie zurück, in die schöne Rhön.