Erfurt. In der Talkshow von Markus Lanz spricht der Thüringer CDU-Spitzenkandidat ausführlich und sehr persönlich über seine Krebserkrankung – und warum er trotzdem für das Amt des Ministerpräsidenten kandidiert.

„Die Frage, ob ich im Herbst für die Landtagswahl kandidiere, habe ich in die Hände meines Arztes gelegt. Gemeinsam haben wir dann entschieden: Wir kämpfen erst gegen den Krebs, und dann kämpfen wir für das, was für mein Heimatland Thüringen wichtig ist.“ Applaus brandet auf im Studio von Markus Lanz, als der Thüringer CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl Mike Mohring in diesen Sätzen alten Kampfgeist und neue Verletzlichkeit zeigt.

Etwa eine Viertelstunde spricht Mohring am Donnerstagabend über seine Krebserkrankung, die kräftezehrende Therapie und warum er trotzdem im Herbst Ministerpräsident im Freistaat werden will.

„In meiner Erinnerung ist der Krebs innerhalb von zwei Wochen gewachsen, ziemlich heftig, so dass das unübersehbar war“, schildert Mohring. Für ihn sei sofort klar gewesen, dass es nichts Gutartiges sein konnte. „Ich bin ins Krankenhaus gefahren und sofort in die onkologische Abteilung gelaufen, weil ich dachte, das muss dort behandelt werden. Die haben mich wie jeden anderen Patienten erstmal in die Notfallambulanz geschickt, damit ich mich anmelden kann.“

Operation um Mitternacht in Uniklinik Jena

Alles musste schnell gehen. Noch in der gleichen Nacht im vergangenen Oktober sollte Mohring operiert werden, um den aggressiven Tumor zu entfernen. Der nutzte die Zeit und fuhr noch zu einem Termin einer Kollegin. Kurz vor Mitternacht kam er zurück ins Universitätsklinikum Jena und legte sich unters Messer. „Für mich war das eine gute Ablenkung an dem Tag, ich hätte die Wartezeit sonst nicht ausgehalten.“ Einige Tage später steht fest: Es handelte sich um ein bösartiges Geschwür, das schnell behandelt werden muss. Der Krebs hatte aber noch nicht gestreut. „Das war nach dem Schock der ersten Diagnose meine Perspektive“, so Mohring.

Krankheit im Januar öffentlich gemacht

Es folgen mehrere Chemo-Therapien. „Am Anfang war das noch entspannt, ich war sogar noch auf einem Clueso-Konzert nach der ersten Chemo.“ Aber der Prozess geht weiter und wird anstrengender. Im Januar 2019 entscheidet sich der Politiker, an die Öffentlichkeit zu gehen. Er hätte auch überlegt, die Krankheit nicht öffentlich zu machen und sich mehrere Monate ganz der medizinischen Behandlung zuzuwenden. „Dann hätte ich mich aber entscheiden müssen, diesen Job nicht mehr zu machen. Ich habe dann entschieden: Im Mittelpunkt steht die Medizin und die Genesung, aber ich versuche auch, Stück für Stück meinen Job wieder zu machen. Und das ist aufgegangen“, sagt Mohring heute.

Volles Vertrauen in Jenaer Ärzte

Warum er zwar vom Krebs spreche, aber nicht sage, um welche Form es sich genau handelt, will Markus Lanz wissen. Mohring sagt, er habe sich von Anfang an vorgenommen nicht nach der Krankheit zu googeln. „Ich wollte kein Patient sein, der dem Arzt erklärt, um was es geht. Und ich wollte auch nicht, dass andere das für mich tun.“ Er habe alles Vertrauen in die Ärzte vom Universitätsklinikum Jena gesetzt und voll darauf gesetzt, dass sie ihm helfen können.

Es bleibt die Frage nach der Abwägung zwischen der eigenen Gesundheit und dem kräftezehrenden Politikbetrieb. Mohring hat darauf zwei Antworten. „Freunde haben gesagt: Sei egoistisch. Und das habe ich bei der Frage nach der Genesung zu meinem Prinzip gemacht.“ Als die Prognosen aber gezeigt hätten, dass es eine gute Chance auf Heilung gäbe, hätte er entschieden anzutreten. „Ich wollte zeigen, wir Politiker sind auch nur Menschen aus der Mitte des Lebens mit allen Stärken, Schwächen, Talenten und Unvollkommenheiten.“

Viel Zuspruch aus allen politischen Lagern

Durch die schwere Zeit hätte ihn auch der Zuspruch getragen, über alle Parteigrenzen und politischen Lager hinweg. „Tausende haben mir Mut zugesprochen, im direkten Kontakt, auf Facebook, Twitter und Instagram. Einige haben für mich gebetet oder eine Kerze angezündet, andere haben mir Mützen geschickt“, so Mohring, der durch die Chemotherapie seine Haare verloren hat.

Inzwischen kann man die Zeichen der Heilung auch äußerlich sehen. „Die Augenbrauen wachsen wieder, und heute habe ich mich zum ersten Mal wieder rasiert“, sagt Mohring.

Keine Koalition mit der AfD

Am Ende wurde es auch noch einmal politisch. Markus Lanz fragt, ob eine Koalition mit der AfD für den CDU-Chef denkbar wäre. „Die spezielle Prägung der AfD in Thüringen mit der Person Björn Höcke und dem Flügel schließt aus, dass es eine Zusammenarbeit geben kann. Man kann mit denen, die am Rand stehen, keine Gesellschaft für die Zukunft gestalten“, erklärt Mohring.

Lanz‘ typische Frage, was das Erlebte mit einem macht, beantwortet Mohring so: „Das war eine Lektion in Demut. Wie will man Leute vertreten wenn man denkt, man sei etwas Besonderes? Ich habe eine ganze Menge in diesen Monaten dazugelernt.“

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