Die steigenden Energiekosten verunsichern Mieter. Einige Städte in Thüringen registrieren eine deutlich wachsende Zahl von Wohngeldanträgen.

Die angekündigte Wohngeldreform ab 2023 und der versprochene Heizkostenzuschuss lassen bei vielen Sozialämtern in den Thüringer Kommunen die Wohngeldanträge in die Höhe schießen.

Ein Grund sei der Heizkostenzuschuss für die Monate September bis Dezember 2022, sagte ein Sprecher der Stadt Weimar bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Den erhielten nur Wohngeldempfänger. Deshalb ließen jetzt viele Haushalte prüfen, ob sie wegen der allgemein gestiegenen Kosten Anspruch auf Wohngeld und damit auch auf den Heizkostenzuschuss hätten.

Wegen der explodierenden Energiekosten suchen zudem immer mehr Menschen den Rat der Verbraucherzentralen in Sachen Energie. Aus Furcht, wegen der steigenden Energiekosten die Miete nicht mehr bezahlen zu können, kommen auch immer mehr Menschen in die Schuldnerberatung der Sozialverbände - auch wenn sie eigentlich gar nicht überschuldet sind.

Zahl der berechtigten Haushalte soll sich verdreifachen

Mit der geplanten Reform ab 2023 wird von einem weiteren deutlichen Antragsschub ausgegangen. Von der Verbesserung sollen nach Aussage der Bundesregierung bundesweit rund zwei Millionen Haushalte profitieren. Die Rede ist davon, dass sich Anzahl der Haushalte mit Wohngeldanspruch verdreifachen wird.

Laut Landesamt für Statistik bezogen Ende des vergangenen Jahres 19.060 Thüringer Haushalte Wohngeld. Das waren 1285 Haushalte oder 6,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Somit erhielten 1,8 Prozent aller Thüringer Privathaushalte am Jahresende 2021 Wohngeld. 2020 lag der Anteil bei 1,9 Prozent.

Auch in Erfurt, Jena und Gera steigen die Zahlen

Auch in Gera wird einer Sprecherin zufolge seit einigen Wochen "eine deutlich erhöhte Nachfrage an Wohngeldanträgen" beobachtet. Ebenso mehrten sich die Anfragen zu möglichen Ansprüchen in der Wohngeldbehörde. Es werde mit einem weiteren Anstieg gerechnet. "Vor allem mit dem Dritten Entlastungspaket, wenn es denn verabschiedet wird, könnten ja neue Berechtigte hinzukommen", hieß es.

In der Landeshauptstadt Erfurt sind einem Sprecher zufolge "die Bearbeitungszahlen im Jahresvergleich leicht ansteigend". Die Einführung der Grundrente und deren Auswirkung sowie die Wohngeldänderung ab Januar 2022 würden als Gründe angesehen, hieß es. Der aktuelle Zeitrahmen von Antragstellung bis zum Bescheid und Zahlung liege aktuell bei etwa sechs bis acht Wochen.

Die Tendenz beim Wohngeld ist auch in Jena steigend. Laut Stadt wurden 2021 durchschnittlich 311 Anträge pro Monat gestellt, 2022 seien es monatlich 443 gewesen.

Deutlich mehr Anfragen bei Verbraucherzentrale

Bei der Verbraucherzentrale Thüringen häufen sich die Anfragen. "Die Nachfrage sowohl nach unserer Energierechtsberatung als auch nach unserer Energiesparberatung ist deutlich gestiegen", sagte die Pressesprecherin Katrin Braun. Dieser Trend lasse sich seit Beginn der Preisexplosion von Strom und Gas seit Ende 2021 sehr gut nachverfolgen.

Die Zahlen von August 2022 hätten sich verglichen mit denen von August 2021 verfünffacht. Beratungen im Bereich Energierecht haben demnach im September mehr als ein Viertel der gesamten Beratung ausgemacht.

Bei der Energiesparberatung gehe es unter anderem um Anfragen zu den Themen Heizungstausch oder Optimierung, energetisches Sanieren, Photovoltaik und Wärmepumpe sowie um Fördermittel für Sanierung und Heizungstausch. "Auch hier stieg die Nachfrage noch einmal deutlich", sagte Braun.

"Wir wissen aber aus den Praxisberichten unserer Schuldner-Verbraucherinsolvenzberatungsstellen, dass es eine hohen Beratungsbedarf von Menschen gibt, die bisher in noch gar nicht überschuldet sind", sagte Julia Hohmann vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Thüringens. Mit Blick auf die steigenden Kosten, so die Rückmeldung aus den Beratungsstellen, können sich viele Menschen die Nebenkosten oder sonstige Ratenzahlungen nicht mehr leisten. Präventiv machten sie sich deshalb auf den Weg, um Hilfe zu suchen.

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