Berlin. Springt sie oder springt sie nicht? Sahra Wagenknecht muss sich entscheiden, ob sie eine neue Partei gründet. Aber: Fragen bleiben.

"Ich weiß es wohl und spotte viel: Ihr Mädchen seid voll Wankelmut!" So formulierte einst Johann Wolfgang Goethe und würde dafür heute zu Recht im Shitstorm untergehen.

Wankelmut bleibt aber – egal ob männlich oder weiblich – ein Übel in der Politik, weil es in unsicheren Zeiten immer auf Klarheit ankommt. Daher ist es schlecht, dass Sahra Wagenknecht seit Monaten eine Hängepartie abliefert und mit immer neuen, wenig klaren Äußerungen zu ihrer geplanten Parteigründung eher die Verwirrung steigert.

Ein Übergewicht nach ganz rechts ist in einer Demokratie nie gut

Deutschland erlebt einen historischen Anstieg der Zustimmung zu den Rechten, und daher ist es nicht egal, wie sich das Gegenpendel auf der linken Seite aufstellt. Unabhängig davon, wie man zur Linkspartei steht: Ein Übergewicht nach ganz rechts ist in einer Demokratie nie gut und natürlich würde eine Wagenknecht-Partei Protestwähler absorbieren, die ihr Kreuz derzeit noch bei der AfD machen wollen. Aber dazu muss Wagenknecht endlich springen. Bislang beschädigt sie nur ihre eigene Partei und lässt die Deutschen rätseln.

Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion © Dirk Bruniecki

Wagenknecht kokettiert schon viel zu lange mit ihrer neuen Partei

Da die Gründung einer Wagenknecht-Partei das Zeug dazu hat, die Parteientektonik in Deutschland zu verschieben, sollte sie ihre Karten endlich auf den Tisch legen. Wagenknecht kokettiert schon viel zu lange mit ihrer neuen Partei, die am Ende auch kein Allheilmittel gegen die AfD sein kann. Aber vielleicht eine Korrektur, die der Demokratie guttun kann.

Sahra Wagenknechts Partei selbst ist noch eine "Black Box". Wird sie der Allianz gegen den Aggressor Russland in den Rücken fallen? Redet sie einer Staatswirtschaft das Wort? Es gibt noch zu viele Fragen und zu wenige Antworten zu einer möglichen "SWP".