Berlin. Die Wissenschaftsjournalistin definiert zwei neue Krisen – aber auch Lösungsansätze. Wie sie dem Politikbetrieb damit helfen könnte.

Komplizierte Dinge einfach zu erklären, gehört gewissermaßen zum Wesenskern von Mai Thi Nguyen-Kim. Die Wissenschaftsjournalistin erklärte bis vor Kurzem in verschiedenen öffentlich-rechtlichen Formaten und vor allem auf ihrem YouTube-Kanal „maiLab“ (1,4 Millionen Abonnenten) komplexe, meist naturwissenschaftliche Themen, in einfacher Sprache.

Vor zehn Monaten gab sie das Ende ihres YouTube-Kanals bekannt, seitdem war es etwas ruhiger um die 36-Jährige geworden. Am Dienstag erschien sie nun mit einer überraschenden Ankündigung wieder auf der Bildfläche: Nguyen-Kim möchte in die Politik.

Mai Thi Nguyen-Kim lädt ein Statement-Video auf ihrem YouTube-Kanal hoch

Das erste Mal seit ihrem Abschiedsvideo meldete sie sich wieder auf ihrem YouTube-Kanal zu Wort. Das Video ist bis Dienstagnachmittag schon knapp 250.000 Mal geklickt worden und trägt den knappen Titel: „Statement“. Die Wissenschaftsjournalistin benennt schnell die Politik als klares Thema des Videos und steigt mit klaren Worten ein: „So wie es ist, geht es nicht weiter. Ich schaue mir das nicht mehr länger einfach nur an.“

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Nguyen-Kim benennt dabei vor allem zwei aktuelle Problemherde: Zum einen gebe es eine „Informationskrise“, weil die Menschen den aktuellen Überfluss nicht mehr händeln und sich nicht auf „eine kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ einigen könnten.

Nguyen-Kim: Diskussionsklima ist „katastrophal“

Das wiederum führe laut der Journalistin zu einer „Diskussionsklimakrise“, dem anderen akuten Problem der deutschen Gesellschaft. Das Diskussionsklima sei „katastrophal“ und „voller Scheinargumente und Beleidigungen“.

Diese beiden Krisen seien nun der Kern der aktuellen gesellschaftlichen Probleme, wie Nguyen-Kim ausführt: „Jede beliebige Krise wird durch die Informations- und Diskussionsklimakrise um ein Vielfaches verstärkt.“ Das beträfe zum Beispiel die Klimakrise, den Rechtsextremismus in Europa, den Angriffskrieg auf die Ukraine oder den Krieg in Nahost.

Die Lösungsansätze sind Kernkompetenz der Wissenschaftlerin

Die Journalistin präsentiert vor allem zwei Lösungsansätze: Sachlichkeit und klare Kommunikation. Beide Dinge sind zweifelsohne Stärken einer Chemikerin mit vielfältigen Erfahrungen in der Wissenschaft und eben vor allem dem Wissenschaftsjournalismus, weshalb Nguyen-Kim zur Folgerung kommt: „Wenn du willst, dass es gut wird, musst du es halt selber machen.“

Die 36-Jährige will selbst in die Politik gehen, um den „festgefahrenen Betrieb mit einem Außenseiterblick aufzuwirbeln“. Wie ihr Engagement genau aussehen soll, ließ Nguyen-Kim noch im Vagen – auch, weil der Kanal „maiLab“ zuletzt durch öffentlich-rechtlichen Rundfunk groß geworden war und sie diesen jetzt nicht für „Parteipolitik“ verwenden möchte.

Nguyen-Kim hat sich ein Team zusammengestellt

Die Stadt Berlin spielt in ihrem Engagement aber eine entscheidende Rolle, denn Nguyen-Kim hat sich ein Team zusammengestellt. „Ich habe in den letzten Monaten sehr viel Zeit in Berlin verbracht. Ich habe mit sehr vielen klugen und erfahrenen Menschen geredet.“

Noch bleibt es also spannend, wann und wie die Journalistin auf der politischen Bühne versuchen wird, die Lage mit ihrem Wesenskern zu verbessern: Komplizierte Dinge einfach zu erklären.