Berlin. Löst die Legalisierung alle Cannabis-Probleme? Oder schafft sie weitere? Eine neue Studie zeigt, welche Folgen zu erwarten sind.

Was passiert, wenn Cannabis frei verkäuflich wird? Steigt oder sinkt die Zahl der Konsumenten? Wie reagieren Kinder und Jugendliche? Gibt es mehr Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss? Eine neue Übersichtsstudie zeigt jetzt, wie sich eine weitgehende Legalisierung auswirken kann.

Grundlage der Untersuchung im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums sind 164 Einzelstudien, die sich auf Länder wie die USA, Kanada und Uruguay beziehen, wo Cannabis bereits heute zum Teil legal für den Freizeitkonsum erworben werden kann. Die Ergebnisse dürften die Debatte in Deutschland weiter befeuern.

Aktuell will die Ampel-Koalition bei der Cannabis-Regulierung schrittweise vorgehen, mit Modellregionen, lizenzierten Abgabestellen und nicht-kommerziellen Anbau-Genossenschaften. Welche konkreten Folgen das für den Cannabis-Konsum in Deutschland haben wird, ist noch offen. Erste Hinweise gibt nun die neue Untersuchung des Instituts für Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD). Die drei wichtigsten Ergebnisse:

Cannabis: Die Zahl der erwachsenen Konsumenten wird zunehmen

Es sei zu erwarten, „dass der Konsum von Cannabis nach einer etwaigen Legalisierung auch in Deutschland weiter zunimmt“, heißt es im Gutachten der Autoren, das dieser Redaktion vorliegt. Gleichzeitig sei zu beobachten, dass dort, wo mehr Menschen Cannabis konsumierten, auch die Zahl der Notaufnahmen für akute und chronische Suchtfolgen ansteige.

„Auch hat sich in vielen Regionen die Zahl der Verkehrsunfälle nach der Legalisierung leicht erhöht.“ Ein Nutzen der Legalisierung sei bessere Qualität und bessere Informationen für die Konsumenten. Der Gesundheitsschutz insgesamt werde sich durch die Legalisierung aber kaum verändern.

Legalisierung: Wie Kinder und Jugendliche auf die Freigabe reagieren

Das größte Risiko der Legalisierung für den Jugendschutz bestehe darin, „dass Konsum bei Jugendlichen langfristig zunimmt“. Der Grund: Durch die Legalisierung erhöhe sich die subjektive Verfügbarkeit von Cannabis. Die Sorge teilt auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Man müsse offensiv, durch massive Präventionskampagnen, dem Eindruck entgegenwirken, dass Cannabis harmlos sei, heißt es aus seinem Ministerium.

Cannabis: Was passiert, wenn der Schwarzmarkt ausgetrocknet wird

Ein zentrales Ziel der Cannabis-Legalisierung ist der Kampf gegen den Schwarzmarkt – und damit auch gegen unkontrollierte Produktqualität. Die ISD-Studie warnt hier vor falschen Erwartungen: Ein starker legaler Markt könne den illegalen Markt zwar verdrängen. „Wird der legale Markt aber nicht effektiv reguliert, besteht das Risiko, dass durch die Kommerzialisierung des Marktes der Cannabiskonsum bei Erwachsenen generell und langfristig auch bei Jugendlichen ansteigt.“

Wichtig sei es deshalb den freien Verkauf so einzuschränken, dass der Konsum nicht massiv steige. Heißt: Nötig sei ein umfassendes Marketingverbot – gerade auch im Bereich Social Media. Lokale Verkaufsstellen müssten „diskret“ gestaltet werden.