Eisenach. Wahl 2019 Artschwagers treten für die Grünen an, Raabs für die SPD und Mays für den Eisenacher Aufbruch

Begeistert war er anfangs nicht, sagt Andreas Artschwager. Weil er wusste, dass der Stadtrat „kein Kuschelkurs“ wird. Seine Frau Diana sei jemand, der auf Dialog setzt und nicht auf Konfrontation. Daher hatte er Angst, dass sie „runtergezogen“ würde, wenn mit „harten Bandagen gekämpft“ wird.

Diana Artschwager hat die erste Legislatur im Stadtrat hinter sich, und sie tritt ein zweites Mal für ihre Partei, die Grünen, an. Auch ihr Mann kandidiert auf der Liste der Grünen als Parteiloser: „Ich bin Sympathisant und behalte mir vor, eine eigene Haltung zu haben.“

Diana Artschwager sagt von sich, dass sie „kein lauter Typ“ ist, lieber „im Hintergrund wirkt“. Fast nebenbei erwähnt sie, dass sie die Initiatorin für den Nachtbus in Eisenach war, der nun endlich mit dem neuen Fahrplan fährt. Sie hat den Antrag mit Begründung formuliert, in den Ortsteilräten geworben, Klinken geputzt: „Man glaubt gar nicht, wie viel Zeit dahinter steckt.“ Die Sektkorken haben bei Artschwagers auch geknallt, als Dianas erste Anfrage zu einer kaputten Treppe an der Falkschule dazu geführt hat, dass diese repariert worden ist. Trotz knapper Finanzen etwas bewegen – das treibt die 47-Jährige an. Andreas Artschwager schätzt sich als jemand ein, der Dinge ruhig und sachlich auf den Punkt bringt. Aber beim Thema Fusionsvertrag zwischen der Stadt Eisenach und dem Wartburgkreis wäre er im Stadtrat nicht ruhig geblieben: „Weil sich jetzt diejenigen den Erfolg ans Revers heften, die nur gemeckert haben.“ Der 43-Jährige ist Vorsitzender des Vereins, der das Theater am Markt betreibt. Seine Frau ist im Tanzverein aktiv und setzt sich für fairen Handel von Waren aus armen Ländern ein. Beide arbeiten bei der Wartburgsparkasse.

Susanne Schneider-Raab und Sven Raab kandidieren als Ehepaar für den Stadtrat Eisenach auf der Liste der SPD. Foto: SPD/Tino Sieland
Susanne Schneider-Raab und Sven Raab kandidieren als Ehepaar für den Stadtrat Eisenach auf der Liste der SPD. Foto: SPD/Tino Sieland © zgt

Als Ehepaar für die SPD kandidieren Susanne Schneider-Raab und Sven Raab. Beide sind Parteimitglieder. „Ich bin im Vorstand, meine Frau ist in der Fraktion, und unsere Couch ist die Schnittstelle“, beschreibt Sven Raab. Für seine Frau wäre es, wenn sie am 26. Mai gewählt würde, die zweite Legislatur. „Viele, viele Kämpfe, auch Hahnenkämpfe“ habe es gegeben, sagt sie. Manches Mal sei sie „frustriert“ nach Hause gekommen. Die dauerhafte Finanzierung des Tierheims etwa liegt ihr am Herzen, weil sie aus eigener Erfahrung im Tanzverein weiß, was es bedeutet, so eine Einrichtung über das Ehrenamt zu betreiben. Das ist das Stichwort für ihren Mann, der eine stete Finanzierung auch für das Theater am Markt möchte, das im Gegensatz zum Landestheater ehrenamtlich betrieben wird. Beide wissen, dass sie sich Mehrheiten für ihre Ideen „beschaffen“ müssen. Das gelingt nicht immer, aber wenn, dann erwächst daraus Motivation weiterzumachen. So ist es jedenfalls bei Susanne Schneider-Raab. Sie ärgert sich, „Verhinderer“ genannt zu werden, wenn man kritisch nachfragt. Der Auftrag der Wähler sei ja, „etwas zum Wohl von Eisenach“ zu tun. „Und das nehmen wir ernst“, so die 47-Jährige. „Dann legen wir uns auch mit der Landes-SPD an“, verdeutlicht Sven Raab und fügt hinzu, dass Entscheidungen in Bund und Land eher nachteilig für die Eisenacher SPD sind. Doch mit „fleißiger und ehrlicher Arbeit“ wolle man überzeugen. Hart in der Sache streiten, ohne persönlich zu werden. „Da achte ich sehr drauf“, so der 45-Jährige, der dann lieber seinen Facebook-Kommentar löscht, als gegen die eigene Regel zu verstoßen. Sven Raab arbeitet als Systemadministrator bei einer Firma in Creuzburg. Seine Frau ist Erzieherin im Waldorf-Kindergarten. Ihre Wahlplakate sind recycelbar: „Wir sind die grünsten SPD-ler“.

Die Eheleute Ilka und Thomas May kandidieren für den Eisenacher Aufbruch. Foto: Birgit Schellbach
Die Eheleute Ilka und Thomas May kandidieren für den Eisenacher Aufbruch. Foto: Birgit Schellbach © zgt

Auf der Liste des Eisenacher Aufbruchs finden sich gleich vier Ehepaare, darunter Ilka und Thomas May. Sich politisch zu engagieren und für ein besseres Leben einzusetzen, so sagt die 46-Jährige, verbindet und ist dann „Lebensinhalt“. Wichtig für die Messtechnikerin bei einem Unternehmen in Mihla und den Facharbeiter bei einem Autozulieferer in Eisenach sind der Erhalt der Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Region. Aber hat ein Stadtrat darauf Einfluss? „Doch“, sagt Ilka May. Der Stadtrat könne Solidarität zeigen, „Menschen Mut geben“. Ihr Mann argumentiert: „Produktivität in den Unternehmen sollte genutzt werden, Arbeitszeit zu verkürzen. Das ist eine Methode, die Arbeit besser zu verteilen. Der Einzelne gewinnt Zeit und kann sich beispielsweise im Stadtrat engagieren.“

Das Ehepaar ist mit dem Fahrrad gekommen. Beide wünschen sich eine fahrradfreundliche Stadt, mehr Grün, lieber einen Park statt eines Einkaufszentrums im „Tor zur Stadt“. Mit Sachzwängen, die so oft als Argument gebracht werden, warum etwas nicht geht, wollen sie sich nicht abfinden. „Öffentlicher Druck hat schon so oft Wirkung gezeigt“, ist Ilka May überzeugt und nennt als Beispiel die verhinderte Bebauung des kleinen Parks im Ernst-Thälmann-Viertel. „Wenn Gesetze dazu führen, dass Kommunen kein Geld haben, dann müssen die Gesetze geändert werden“, formuliert der 49-Jährige.

Was ist, wenn sie mal nicht einer Meinung sind? „Das tragen wir nüchtern und sachlich aus“, sagt Thomas May. Seine Frau: „Oft gibt es nicht nur eine Seite der Medaille, und Widersprüche sind etwas Positives.“