Hiroshima. Das erste Mal seit Amtsantritt wird Scholz von seiner Frau ins Ausland begleitet. Welche Rolle Britta Ernst für den Kanzler spielt.

Wenn Olaf Scholz auf wichtige Auslandsreisen geht, umgibt den Bundeskanzler ein enger Kreis von Vertrauten: Sein Sprecher Steffen Hebestreit, Außenpolitik-Berater Jens Plötner, der Wirtschaftsexperte Jörg Kukies, seine Büroleiterin Jeanette Schwamberger. Zu dem am Freitag beginnenden Treffen der sieben großen Industrienationen (G7) im japanischen Hiroshima hat Scholz dieses Mal aber auch seine engste Vertraute mitgebracht: Ehefrau Britta Ernst.

Scholz, ganz Gentleman, spannt seiner Frau den Regenschirm auf, als die beiden nach rund zwölfstündigem Flug in Hiroshima aus dem Regierungsflieger vom Typ Airbus A350 steigen. Die internationalen Gäste werden in der Hafenstadt im Südwesten Japans von einem grauen Himmel und Niederschlag begrüßt. Gemeinsam schreitet das Paar die Treppe auf den roten Teppich hinunter, der auf dem Rollfeld ausgelegt ist.

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Ernsts Rücktritt als Bildungsministerin in Brandenburg ist fast einen Monat her. Die 62-jährige SPD-Politikerin begründete ihr Ausscheiden aus der Landesregierung mit fehlendem Rückhalt aus der SPD-Landtagsfraktion für ihre Politik gegen Lehrkräftemangel. Die Reise nach Japan mit anschließendem Besuch in Südkorea ist für sie nicht nur eine Rückkehr ins Rampenlicht, der G7-Gipfel ist auch das erste politischen Großereignis im Ausland, zu dem Ernst ihren Mann seit Amtsantritt begleitet.

Bei Ehefrau Britta Ernst gerät Scholz ins Schwärmen

Wenn Scholz über seine Frau spricht, gerät der in der Öffentlichkeit emotional zurückhaltende Scholz regelrecht ins Schwärmen. „Die Liebe zu meiner Frau ist das Wichtigste in meinem Leben“, sagte der 64-Jährige einmal. In einem Interview auf offener Bühne bekannte Scholz: „Ich glaube, dass ich ein ganz anderer Mensch wäre, wenn ich nicht mit Britta Ernst verheiratet wäre.“ Und auf der eigenen Internetseite ergänzte Scholz den Satz „Meine Frau bedeutet für mich…“ mit einem ganz einfachen „alles“. Britta Ernst ist die Liebe seines Lebens.

Der Kanzler hält den Schirm: Olaf Scholz mit Ehefrau Britta Ernst im japanischen Hiroshima – bei Nieselregen.
Der Kanzler hält den Schirm: Olaf Scholz mit Ehefrau Britta Ernst im japanischen Hiroshima – bei Nieselregen. © dpa | Michael Kappeler

Das Paar lernte sich Mitte der 1980er Jahre in Hamburg kennen. Seit 1998 sind Olaf Scholz und Britta Ernst verheiratet, Kinder haben sie nicht. Beide machten Karriere in der Politik. Dabei legte Ernst stets Wert darauf, nicht als Anhängsel ihres Mannes gesehen zu werden. Auch Scholz selbst betonte immer energisch, dass seine Ehefrau eine eigenständige politische Laufbahn verfolge. Entsprechend selten zeigte sich Ernst seit dem Amtsantritt ihres Mannes zu politischen Anlässen an der Seite des Kanzlers.

Ernst hielt es bislang wie Joachim Sauer – Auftritte sind selten

So hielt es auch der Mann von Scholz‘ Vorgängerin Angela Merkel (CDU), Joachim Sauer. Der renommierte Wissenschaftler begleitete die Kanzlerin selten, nahm aber mehrfach an G7-Gipfeln teil und absolvierte das Partnerprogramm, während seine Frau in Arbeitssitzungen und bilateralen Gesprächen die Probleme der Welt wälzte. Auch Ernst hatte ihren bisher einzigen offiziellen Auftritt als Kanzlergattin vor einem Jahr beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau – und wanderte etwa mit den Partnerinnen der Staats- und Regierungschefs um den oberbayerischen Felchensee.

Seit 25 Jahren sind Britta Ernst und Olaf Scholz verheiratet. Gemeinsame Auftritte - wie beim Bundespresseball 2013 - gibt es nicht oft.
Seit 25 Jahren sind Britta Ernst und Olaf Scholz verheiratet. Gemeinsame Auftritte - wie beim Bundespresseball 2013 - gibt es nicht oft. © imago images/Eventpress | imago stock

Scholz zeigte sich im Anschluss glücklich über die gemeinsame Gastgeberrolle: „Für uns war das natürlich schön, dass wir hier zusammen sein konnten, denn wir haben beide sehr enge Terminkalender“, berichtete er. „Und wenn man dann das, was man politisch zu tun hat, verbinden kann damit, dass man zusammen ist, dann ist das etwas ganz Besonderes.“ Das Paar habe die gemeinsame Zeit in Elmau „sehr genossen“.

SPD-Parteitag durchkreuzt 25. Ehejubliäum des Paares

Scholz freut sich auch, dass Ernst ihn nun nach Japan und Südkorea begleitet. Zwei Spitzenpolitiker in einer Ehe, da muss das Private oft zurückstehen. Im Dezember steht die Silberne Hochzeit von Britta Ernst und Olaf Scholz an. Feiern können sie an dem Jubiläumstag aber nicht, da an dem Datum ausgerechnet der SPD-Bundesparteitag stattfindet. Das Paar werde die 25 Ehejahre dann ein paar Tage später feiern, berichtete der Kanzler unlängst. Zeigen muss sich noch, ob Ernst nach dem Rücktritt als Landesministerin nun öfters bei offiziellen Anlässen an der Seite von Scholz auftritt.

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Die Begleitung ihres Mannes zu dem G7-Treffen in Japan war seit langer Zeit geplant. Vor Beginn der Beratungen am Freitag besuchen Olaf Scholz und Britta Ernst gemeinsam mit den anderen Gipfelteilnehmern der G7-Staaten Japan, USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada das Friedensmuseum in Hiroshima, in dem an den Abwurf einer US-Atombombe über der Stadt am 6. August 1945 und die zehntausenden Opfer erinnert wird. Das Partnerprogramm sieht für Ernst außerdem die Teilnahme an einem Austausch mit jungen Menschen und den Besuch eines Kunstmuseums sowie des berühmten Itsukushima-Schreins vor.

Für die Staats- und Regierungschefs wird es in den Arbeitssitzungen bis Sonntag um das Verhältnis der Industrienationen zur aufsteigenden Supermacht China, den Kampf gegen den Klimawandel und natürlich den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gehen. „Das ist hier ein sehr symbolträchtiger Ort“, sagt Scholz nach seiner Ankunft in Hiroshima. „Die nukleare Katastrophe, die hier erlebt worden ist, ist eine Mahnung an uns alle, dass wir dafür Sorge tragen müssen, dass es niemals zum Einsatz von Atomwaffen kommt.“