Martin Debes zur Lage in Thüringen und Hamburg.

Fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung scheint sich Deutschland zu teilen. West und Ost erscheinen immer stärker wie zwei verschiedene politische Universen. Das zeigt, wieder einmal, das Ergebnis der Bürgerschaftswahl in Hamburg. Und dies zeigt der eskalierende Streit innerhalb der Union über den Umgang mit der Linken.

Während die Grünen in Hamburg ein neuerliches Rekordergebnis feiern dürfen, muss die kleine thüringische Landespartei zumindest derzeit damit rechnen, bei Neuwahlen den Wiedereinzug in den Landtag zu verpassen.

Genau umgekehrt verhält es sich mit der AfD. Sie verliert in Hamburg, während sie in den Thüringer Umfragen nochmals gewachsen ist.

Daraus ergibt sich der alles entscheidende Unterschied: Da die AfD im Westen kein entscheidender Machtfaktor ist, sind dort immer noch die traditionellen Bündnisse ohne größere Beachtung einer Partei möglich, die diese Demokratie verachtet und bekämpft.

In Hamburg hat der Wahlsieger SPD - ja, den gibt es in Städten tatsächlich noch - die Auswahl zwischen seinen zwei alten Bekannten CDU und Grüne. In Thüringen hingegen muss sich die lädierte und zerrissene Union irgendwie mit ihrem linken Erzfeind einigen, damit das Land für ein Jahr notdürftig regiert werden kann.

Gleichsetzung von Linke und AfD in Thüringen besonders bizarr

Dass die Führung der Bundes-CDU hier auch noch derb hineingrätscht, belegt nur wieder, dass sie nur in dem einen, westlichen Universum lebt - und den Osten gezielt ignoriert. Gerade in Thüringen, wo die CDU die Wahl zwischen einem pragmatischen Ex-Ministerpräsidenten und einem rechtsradikalen Flügel-Führer hat, wirkt die De-facto-Gleichsetzung von Linke und AfD besonders bizarr.

Falls die Thüringer CDU jetzt nicht die Chance bekommt, den von ihr eingeschlagenen Weg zu gehen, dürfte es noch vor dem Sommer Neuwahlen geben. Damit wäre die Zerstörung der Landespartei programmiert. Es scheint fast so, als hätten dies jene, die in der CDU Kanzler werden wollen, längst als Kollateralschaden eingepreist.

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