Berlin. Laut der OSZE sind seit 2015 möglicherweise hunderttausende ukrainische Kinder nach Russland verschleppt worden. Was dahinter steckt.

Sind seit dem Jahr 2015 hunderttausende Kinder aus russisch besetzten Gebieten in der Ukraine nach Russland verschleppt worden? Diese Befürchtung geht aus einem Bericht der "Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (OSZE) hervor.

Am Donnerstag sprachen drei von der OSZE eingesetzte Experten in Wien. Dabei erklärte Expertin Veronika Bilkova vor Journalisten: "Es scheint einen Plan zu geben, die Kinder in großem Stil zu assimilieren."

Ukraine: Werden Kinder systematisch nach Russland verschleppt?

Dem Expertenteam zufolge habe es "zahlreiche [...] Verstöße gegen die Rechte der [...] deportierten Kinder" gegeben. Deren genaue Anzahl ist demnach ungewiss, die niedrigsten Schätzungen belaufen sich auf mindestens 20.000 Kinder.

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Allerdings geben sowohl russische als auch ukrainische Quellen Zahlen an, die zehnmal höher oder sogar noch höher liegen könnten. "Wir sprechen also wirklich von einem Massenphänomen", sagte Bilkova. Es gebe Hinweise darauf, dass es seit rund acht Jahren Deportationen gebe.

Kiew: Seit Kriegsbeginn über 19.000 Kinder nach Russland verschleppt

Dem Bericht zufolge hat Russland "rechtliche und politische Maßnahmen [...] ergriffen, um einigen dieser Kinder die russische Staatsbürgerschaft zu verleihen und ihre Unterbringung in Pflegefamilien zu erleichtern". Die Kinder würden in Russland einer pro-russischen Informationskampagne ausgesetzt.

Nach Angaben Kiews wurden seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 mehr als 19.000 ukrainische Kinder nach Russland verschleppt, viele von ihnen leben demnach in Heimen und Pflegefamilien. Russland bestreitet dies und erklärt stattdessen, die ukrainischen Kinder vor den Schrecken des Krieges bewahrt zu haben. (afp) Ebenfalls interessant: Reha im Krieg: Diese Methode hilft verstümmelten Ukrainern