Deutschland liefert Leopard-2-Panzer in die Ukraine. War dieser Schritt richtig? Martin Debes meint ja, Hanno Müller ist anderer Meinung. Und das sagen die Leser dazu. (Mit Abstimmung)

Pro: Putin versteht nur Stärke

Martin Debes findet die Lieferung von Kampfpanzern konsequent

Martin Debes
Martin Debes © Andreas Wetzel | Andreas Wetzel

Es ist richtig, die Ukraine in ihrem Selbstverteidigungskrieg gegen Russland zu unterstützen. Es ist wichtig, dass dabei die Nato und ihre Verbündeten geschlossen und strategisch überlegt handeln. Und es ist konsequent, dass jetzt auch gemeinsam Kampfpanzer geliefert werden.

Denn dieser verdammte Krieg, den Wladimir Putin und niemand anderes begonnen hat, kann nur auf zwei Arten enden. Entweder drängt die Ukraine die russischen Truppen so weit zurück, dass Moskau nur die Wahl zwischen Niederlage oder Verhandlungen bleibt. Oder die Ukraine wird durch den Aggressor bezwungen und verliert ihre Souveränität – mit allen fatalen Folgen für Moldau, das Baltikum und das gesamte restliche Europa.

Was gerne verdrängt wird: Dieser Krieg, an dem sich Deutschland trotz aller gegenteiligen Behauptungen durch Waffenlieferungen nicht beteiligt, findet ausschließlich auf ukrainischem Gebiet statt. Nur dort gibt es Kampfhandlungen, nur dort schlagen Raketen ein, nur dort sind zivile Opfer zu beklagen.

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Das Leiden ließe sich also sehr einfach beenden. Russland müsste sich bis zur früheren Kontaktlinie zurückziehen: Dann wäre die Ukraine – und sei es nach westlichem Druck – zu Verhandlungen bereit.

Doch Putin denkt gar nicht daran. Er ist es, der immer wieder eskaliert. Die Antwort darauf kann nur gemeinsame Stärke sein. Denn Imperien, das hat auch die deutsche Geschichte gezeigt, interpretieren Schwäche als Aufforderung für den nächsten brutalen Überfall.

Kontra: Besonnenheit und Ohnmacht

Hanno Müller hält Bedenken zu Panzerlieferungen für berechtigt

Hanno Müller
Hanno Müller © Funke Medien

Die Zurückhaltung des Bundeskanzlers bei schweren Waffen war berechtigt. Das Ja zu Panzerlieferungen war nicht überfällig. Die Bedenken wurzeln in der deutschen Geschichte und in der politischen Gegenwart. Russland will den Westen in der Ukraine in einen Weltkrieg hineinziehen. Das zu verhindern, wird schwerer. Es sind die Ukrainer, die im russischen Raketenregen den Kopf hinhalten und kämpfen. Trotzdem besteht die Gefahr eines Stellvertreterkrieges. Die Panzer sind ein ohnmächtiger Schritt.

Mit den Lieferzusagen gibt Olaf Scholz zunehmendem Druck nach. Der Leopard wurde zur Schicksalsfrage für Deutschlands Platz im Westen aufgebauscht. Als hingen davon Sieg und Niederlage im Kampf zwischen Diktatur und Demokratie ab. Das ist fahrlässiger Unsinn. Wir helfen der Ukraine schon auf vielfältige Weise.

Russland darf den Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht gewinnen. Das ist alternativlos. 14 Panzer für eine Kompanie sind aber kaum mehr als ein symbolischer Akt. Sie werden den Krieg nicht entscheiden. Dafür überschreitet Deutschland wieder eine selbstgesetzte militärische Grenze in Richtung Kriegspartei. Was kommt als nächstes?

Angst vor Putins Drohungen ist das nicht. Seine Reaktionen sind eh unberechenbar. Zeigt ihm die Instrumente, die ihm klar machen, wie aussichtslos sein Verbrechen ist und welche Folgen es für sein Volk hat. Das geht am besten mit mehr politischem Druck einer Welt, die mit einer Stimme spricht. So aber geht der Krieg immer brutaler weiter.

Leserstimmen

Ob der Westen 100 Panzer oder mehr in die Ukraine schickt, wird an der militärischen Gesamtlage nichts ändern. Will man mit weiteren kriegerischen Mitteln den Konflikt mit der stärksten Nuklearmacht der Welt durchstehen, ohne in einen 3. Weltkrieg zu schlittern? In Russland könnten bis zu zwei Millionen Reservisten mobilisieren. Was bleibt, sind Hunderttausende Tote und eine vernichtete Ukraine. Wolfgang Kern, Ilfeld

Schon kommen die nächsten Forderungen aus der Ukraine, jetzt brauchen sie Kampfjets. Die Regierung in Kiew ist ein einziger Korruptionsskandal, aber wir schicken weiter Geld und Waffen. Die Forderungen werden niemals enden. Elke Kuhles, Mülverstedt

Es waren die üblichen Scharfmacher, welche Kanzler Scholz und die wenigen in dieser Frage noch besonnen handelnden Politiker zum Einlenken nötigten. Leider gehören auch die Regierungsparteien Grüne und FDP zu denen, welche deutsche Panzerlieferungen an die Ukraine forderten. Karl-Heinz Kämmerer, Topfstedt

Freudestrahlend verkündet man die Lieferung von schwerem Kriegsgerät. In diplomatischen Kategorien denkt man offensichtlich überhaupt nicht mehr. Und die nächsten Forderungen nach Kampfjets sind schon da. Wird man dem auch nachgeben? Für solche Entscheidungen wünschte ich mir eine Volksbefragung. Was ist das für ein Völkerrecht, das die Lieferung von Waffen in Kriegsgebiete erlaubt, ohne zur Kriegspartei zu werden? Harald Wieprecht, Sömmerda

In Bezug auf den Ukraine-Krieg gab der ehemalige Thüringer Ministerpräsident Bernhard Vogel unter anderem zu verstehen, dass man sowohl mit Waffen die angegriffene Ukraine unterstützen als auch versuchen sollte, mit diplomatischen Mitteln zu Gesprächen zu kommen. Doch Frieden kann nicht herbeigebombt werden, seien die Panzer, Bomben und Raketen noch so sehr humanitär ummantelt. Frieden muss von unten her wachsen, indem man mehr über Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen den Völkern und Religionen nachdenkt und sich darüber austauscht. Hartmut Holland, Zella-Mehlis

Ist die Lieferung schwerer Waffen wirklich das Mittel zur Beendigung dieser Zerstörung? Warum Putin mit seinem Vernichtungskrieg aufhören sollte, wenn die Ukraine die besetzten Gebiete wieder befreit hat, hat noch niemand erklären können. So lange der furchtbare Krieg Putins nur auf dem Territorium der Ukraine stattfinden kann und darf, wird der Aggressor immer wieder eine tödliche Antwort auf jede Verteidigungswaffe finden, die der Westen den mutigen ukrainischen Verteidigern liefert. Er wird seine Vernichtung ungehindert fortsetzen. Dieser barbarische Konflikt, der sich in ein nukleares Inferno ausweiten kann, ist schon lange nicht mehr nur eine Angelegenheit zwischen Putin und Selenskyj. Es bedarf einer internationalen, diplomatischen Allianz, bei der die gemeinsamen Anstrengungen aller Länder gesucht werden müssen. Manfred Eberwein, Sömmerda

Das Handeln unserer Regierung ist nicht zu ertragen. Wieder rollen aus Deutschland Waffen und Kampfpanzer in die Ukraine, um einen Krieg zu unterstützen, der längst beendet werden müsste. Mit weiteren Waffenforderungen macht Selenskyj Deutschland zur Kriegspartei. Dies kann nicht im deutschen Interesse sein. Wenn mit deutschen Waffen Angriffe auf Russland erfolgen, ist dies eine Einmischung in regionale Konflikte anderer Länder. Ein Eingreifen der Nato mit Unterstützung der EU würde einen Krieg auf dem gesamten europäischen Kontinent auslösen. Die Beendigung eines Krieges muss mit Verhandlungen erfolgen. Bald könnte es zu spät sein. Ruth Liebing, Erfurt

Der Norweger Stoltenberg hält uns in seinem Bann: „Wir müssen uns auf einen langen Krieg einstellen …“ Das dürfen wir nicht hinnehmen und die einzige Lösung des Ukrainekonfliktes in der militärischen Auseinandersetzung sehen. Täglich sterben Menschen und dominiert Zerstörung. Die nächste Eskalationsstufe droht. Wir verschwenden unsere gesellschaftlichen Ressourcen, und wir haben so wenig Zeit für die Lösung unserer globalen Probleme. Wo ist die Stimme der intellektuellen Pazifisten, der Friedensbewegung und wer gibt ihnen eine mediale Plattform? Werden wir aktiv! Max Röcker, Apolda

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