Weimar. Die Fototafeln von 16 Buchenwald-Überlebenden in Weimar sind zum dritten Mal beschädigt worden. Die Verunstaltung passierte bereits vor einer Woche.

Die Fototafeln von 16 Buchenwald-Überlebenden in Weimar sind zum dritten Mal beschädigt worden. Die Verunstaltung sei bereits zwischen dem 23. und 24. April 2020 an fast allen Zeitzeugen-Porträts erfolgt, teilte am Morgen Martin Kranz, der Intendant der Achava-Festspiele mit. Er vermutet eine politisch motivierte Tat.

Die Täter hatten die Porträts mit einem stilisierten Mundschutz, mit dem Aufdruck „Risikogruppe“ und mit einem Zitat aus der Thüringer Erklärung zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald beklebt. In dieser schäbigen Kombination sollte mutmaßlich der Eindruck eines Protests gegen die Corona-Einschränkungen erweckt werden. Kranz nennt „die Instrumentalisierung der Buchenwaldüberlebenden schändlich“.

Unter dem Aktenzeichen OWI/0092510/2020 sei eine Anzeige gegen unbekannt erstattet worden. Mit der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald werden Zeugen gesucht, heißt es in der Pressemitteilung. – Warum die Mitteilung über die Beschädigung erst eine Woche später erfolgt, teilte Kranz nicht mit.

Jede Nacht wird die Zeugen-Ausstellung von der Polizei mehrfach bestreift. Sie erinnert seit einem Jahr mit monumentalen Schwarz-Weiß-Porträts von KZ-Überlebenden, die vom Weimarer Fotografen Thomas Müller aufgenommen wurden, an die Lagerbefreiung im April 1945. Die überlebensgroßen Fototafeln im Straßenverlauf zwischen dem Weimarer Hauptbahnhof und dem Bauhaus-Museum wurden bereits von Tausenden Besuchern besichtigt.


3500 Menschen unterschreiben „Thüringer Erklärung“ in den ersten Stunden