Erfurt. Im Thüringer Landtag wurde an den 20. Todestag des Schriftstellers und Bürgerrechtlers Jürgen Fuchs erinnert. Umstände seines Todes weiter unklar.

Weggefährten und Freunde haben am Freitag im Thüringer Landtag an den Bürgerrechtler und Schriftsteller Jürgen Fuchs erinnert. Fuchs sei ein stiller Rebell sowie aufrechter Streiter für Freiheit und Demokratie gewesen, sagte Landtags-Vizepräsidentin Dorothea Marx (SPD). Der Landtag sei ihm auf vielfältige Weise verbunden. Seit 2011 erinnert eine Informationsstele an den Bürgerrechtler . Zu den Gästen zählten Fuchs’ Witwe Lilo Fuchs sowie die Thüringer Schriftsteller und Weggefährten Udo Scheer und Utz Rachowski.

Anlass des Gedenkens ist der 20. Todestag von Jürgen Fuchs, der am 9. Mai 1999 im Alter von nur 48 Jahren an einer schweren Krebserkrankung starb. Über seinem Tod schwebe weiter ein unglaublicher Verdacht, sagte der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Franz-Josef Schlichting. Bis heute ist unklar, ob und inwiefern die Stasi Anteil an der Erkrankung hatte.

Während seines Studiums in Jena schrieb er Gedichte

Fuchs wurde 1950 im Vogtland geboren. Während seines Studiums in Jena schrieb er Gedichte und arbeitete mit dem Arbeitskreis Literatur und Lyrik zusammen. Wegen seiner kritischen Haltung wurde er 1975 exmatrikuliert. Proteste gegen die Biermann-Ausbürgerung führten 1976 zur Verhaftung und – in Folge internationaler Proteste – zur Ausbürgerung.

Auch vom Westen aus sei Fuchs ein wichtiger Bezugspunkt und Verbindungsmann der Bürgerrechtsbewegung in Osteuropa und der DDR gewesen, sagte der Schriftsteller Udo Scheer. In einem gerade erschienenen biografischen Porträt über Fuchs (*) würdigt er den Schriftsteller, Bürgerrechtler und Sozialpsychologen als Freund, der mit genauen Beobachtungen und kritischen Einmischungen ermutigte und motivierte. Die Stasi habe ihn bereits als Schüler im Visier gehabt. Selbst im Westen galt er bei der SED-Führung als Staatsfeind Nr. 1, gegen den Stasi-Chef Mielke höchstpersönlich umfangreiche Zersetzungsmaßnahmen anordnete. „Mit seinem Selbstverständnis, ,Sagen, was ist!‘, störte er auf“, so Scheer. Antrieb von Jürgen Fuchs sei es gewesen, Unwahrheit nicht hinzunehmen, und sich zusammen mit anderen mit den Mitteln des Wortes, der Lieder und des Theaters gegen die Bevormundung zu wehren, so Lilo Fuchs. „Die Heftigkeit der Reaktionen gegen uns hätten wir nie für möglich gehalten“, sagte sie. Der Schriftsteller und Jugendfreund Utz Rachowski erinnerte an die Erfahrung durch die Niederschlagung des Prager Frühlings von 1968, die die Generation von Jürgen Fuchs entscheidend mit geprägt habe.

(*) Das Buch „Jürgen Fuchs. Schriftsteller, Bürgerrechtler, Sozialpsychologe. Ein Porträt“ von Udo Scheer ist kostenlos erhältlich bei der Landeszentrale für politische Bildung.