Apolda. Neue Ausstellung im Kunsthaus: „Else Hertzer – Die Vielseitige“ ist ab Sonntag und bis September zu sehen

Diese Ausstellung wird nicht langweilen. Zu vielschichtig sind die Motive, zu abwechslungsreich die von Else Hertzer (1884-1978) verwendeten Techniken, mit denen sie Aquarelle, Ölbilder und Radierungen ebenso schuf wie Drucke oder Theatermasken („Ewig Verhülltes“). Es gibt Porträts, Akte und Landschaften. Die Werke tragen Titel wie „Bombentreffer“, „Bauern mit Kuh“ und „Ferkelmarkt“.

Die Palette reicht weiter von frühen, aus familiären Gründen in Buttstädt entstandenen Werken, bis zu zum letzten Selbstporträt. Noch wenige Tage vorm Ableben malte sie an ihm. Es blieb unvollendet. Auch „Das Leben des Jesus“ im Kunsthauskabinett – eine Art von Bonus – gehört in den bunten Reigen. Und ja, ebenso Kühe, Hühner und Pferde, die die Künstlerin der Moderne oft als Motive verwendete.

Einen vorzüglichen Überblick über die sieben Jahrzehnte ihres Schaffens gibt es ab Sonntag (bis September) – Raum für Raum schön chronologisch sortiert – zu sehen. Dass die gebürtige Wittenbergerin Else Hertzer eine „Vielseitige“ war, diese Zuschreibung ist gerechtfertigt.

Dass dieser „Schatz“ gehoben und nun erstmals seit 1979 im größeren Forum präsentiert werden kann, ist maßgeblich Kurator Mathias Tietke zu verdanken. Der Berliner Journalist und Sachbuchautor nämlich befasst sich seit Jahren nach Aussage von Landrätin Christiane Schmidt-Rose mit Hertzer. Sie stellte aber nicht nur den Kurator vor, sondern mit der nun dritten Ausstellung im Kunsthaus 2019 zugleich eine des Kreises.

Sie nennt Tietke einen, der mit detektivischem Eifer Biografien durchforstet, auf die Suche nach Kunstwerken und deren Schöpfern geht, die unverdientermaßen zu wenig bekannt sind.

Hertzer, die einst mit Käthe Kollwitz ausstellte und ab 1918 mehrfach an Ausstellungen der Berliner „Secession“ beteiligt war, agierte in einem Feld, in dem junge Künstlerinnen facettenreich arbeiteten und als erfolgreich wahrgenommen wurden. Nach dem Weltkrieg verschwanden Künstlerinnen wie sie aber aus der Rezeption. Ergo: Sie wurden kaum mehr wahrgenommen. Zudem blieb Hertzer kinderlos. Nachkommen, die das Erbe pflegen, gibt es nicht. Außerdem hatte sie selbst kein Verkaufsinteresse, obendrein keinen Geltungsdrang. Die Bedeutungslosigkeit löst sich nun auf, so dass Wertsteigerungen bei ihren Werken längst zu verzeichnen seien, so Tietke.

Gezeigt wird eine Vertreterin der „vergessenen Moderne“. Damit beliebt man sich im Kunsthaus auch insoweit treu, als es seit jeher auch darum geht, „künstlerische Positionen zu präsentieren, die dem Publikum als Neuentdeckungen in Erinnerung geblieben sind“.